
DIY Trommelbau: Mit Naturmaterialien zum eigenen Instrument
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Du baust deine eigene Rahmentrommel komplett aus natürlichen Materialien, die du selbst im Wald sammelst – keine gekauften Teile, nur echte Natur.
- Das Herzstück ist die Rohhaut: ungereinigte, getrocknete Tierhaut (z. B. Hirsch oder Ziege), die steif wird und damit perfekt für den satten Trommelklang.
- Der Rahmen deiner Trommel entsteht aus biegsamen, jungen Hölzern (z. B. Ahorn), die du zu einem Ring formst und fest trocknen lässt.
- Bevor du die Membran anbringst, weichst du die Rohhaut ein, bis sie weich wie Leder ist – so lässt sie sich gut spannen.
- Die Trommelhaut wird mit einer ausgeklügelten Kreuz- oder Sternverschnürung am Rahmen befestigt, dabei entsteht oft auch eine praktische Griffschlaufe.
- Nach dem Trocknen wird die Haut straff und klangvoll – und du hältst deine ganz persönliche Trommel in Händen, durch und durch selbst gemacht.
Lagerfeuer. Tanzende Flammen. Und dann: ein tiefer, erdiger Rhythmus. Der Klang deiner selbstgebauten Trommel.
Ursprünglicher geht’s kaum. Den Puls der Natur spüren – auf einem Instrument, geschaffen mit eigenen Händen, aus Materialien des Waldes.
Der Bau einer Rohhaut-Trommel ist ein echtes Abenteuer. Ein Projekt, das Geduld, etwas Geschick und Hingabe an einen alten Prozess verlangt. Aber die Belohnung? Einzigartig.
Mein Weg zur Natur-Trommel: Ein Projekt ohne Kompromisse
Mein persönlicher Anspruch bei diesem Abenteuer war klar: Ich wollte eine Trommel bauen, die vollständig aus natürlichen Materialien besteht, die ich selbst finde und bearbeite.
Nichts bestellen, nichts kaufen – nur das, was der Wald mir schenkt. Es sollte ein echtes Wildnis-Erlebnis werden, eine Rückbesinnung auf das Wesentliche.
Herausgekommen ist nicht nur irgendeine Trommel, sondern eine kleine, charaktervolle Gefährtin, die ich lieben gelernt habe und deren Klang eine ganz besondere Geschichte erzählt.
Hier ein erster visueller Eindruck meiner selbstgebauten Rohhaut-Trommel:

Und wenn du den Prozess und den Klang erleben möchtest, schau dir dieses Video an (mit gutem Lautsprecher am PC):
Das Herzstück: Was ist Rohhaut und wie wird sie vorbereitet?
Vielleicht hast du wie ich das Glück, bereits ein Stück Rohhaut zur Verfügung zu haben. Aber für alle, die neugierig sind: Wie entsteht dieses besondere Material eigentlich?
Ganz kurz: Rohhaut ist Tierhaut (z. B. von Hirsch, Reh, Ziege), die nicht gegerbt, sondern nur von Fleischresten und Haaren befreit und dann getrocknet wurde.
Entscheidend ist hierbei, dass die Haut während des Trocknens meist auf einem Rahmen gespannt wird.

Das verhindert ein unkontrolliertes Schrumpfen und sorgt dafür, dass sie ihre Form behält. Dieser Prozess macht die Haut unglaublich steif und hart – und genau diese Eigenschaft ist es, die wir für einen resonanten, kraftvollen Trommelklang benötigen!

Wenn du tiefer in die Rohhaut-Herstellung einsteigen willst, ist das ein eigenes Abenteuer. Schaue dir dazu meinen Ratgeber "Was ist Hirngerbung für Leder? - Wie du Wildleder / Buckskin herstellst" an. Für unsere Trommel gehen wir davon aus, dass wir ein passendes Stück Rohhaut parat haben.

Schritt 1: Der Rahmen – Das Skelett deiner Trommel
Jede gute Trommel braucht ein stabiles Skelett, den Rahmen. Und den holen wir uns natürlich direkt aus dem Wald!
Materialsuche: Der biegsame Freund
Ideal für Trommelrahmen sind junge, biegsame Hölzer. Ich habe für meine Trommeln oft auf junge Ahornsprösslinge (Schösslinge) zurückgegriffen.
Sie sind relativ leicht zu finden, gut zu bearbeiten und lassen sich hervorragend biegen. Aber auch andere Hölzer wie Weide, Esche oder eben die vielseitige Hasel können funktionieren.

Wichtig ist, dass der Spross:
- Lang genug ist für deinen gewünschten Trommeldurchmesser (plus Überlappung).
- Relativ gerade gewachsen ist.
- Nicht zu dick ist (ca. 2–4 cm Durchmesser ist ein guter Richtwert, je nach Größe der Trommel), damit er sich gut biegen lässt.
- Möglichst astfrei ist oder nur kleine Äste hat, die du sauber entfernen kannst.
Ernten & Vorbereiten
Ernte deinen Ahornspross (oder dein gewähltes Holz) respektvoll und mit Bedacht. Entferne vorsichtig die Rinde, wenn du möchtest (das ist nicht zwingend nötig, aber viele mögen die Optik und es kann das Biegen erleichtern).
Schnitze die Enden des Sprosses so zu, dass sie sich gut überlappen und später verbunden werden können (z. B. ein Ende etwas dünner schnitzen, das andere leicht auskehlen).

Biegen & Fixieren
Jetzt kommt der spannende Teil! Biege den vorbereiteten Spross vorsichtig zu einem Ring. Das erfordert etwas Gefühl, damit er nicht bricht.
Ein super Trick ist, den gebogenen Spross um einen runden Gegenstand zu spannen, der etwa den gewünschten Durchmesser deiner Trommel hat – ein stabiler Eimer ist hier oft perfekt! Überlappe die Enden und fixiere sie fest mit Schnur oder Draht.

Trocknen lassen
Nun braucht der Rahmen Zeit. Lass ihn so eingespannt an einem trockenen, luftigen Ort langsam trocknen. Das kann je nach Dicke des Holzes und Luftfeuchtigkeit einige Tage bis Wochen dauern. Dieser Schritt ist entscheidend, damit der Rahmen seine runde Form behält, wenn du die Spannung löst.

Schritt 2: Die Haut vorbereiten – Vom Brett zur Membran
Deine getrocknete Rohhaut ist wahrscheinlich steif wie ein Brett. Um sie bearbeiten zu können, muss sie wieder weich und formbar werden.
Zuschnitt
Lege deinen getrockneten Holzrahmen auf die trockene, ausgebreitete Rohhaut. Schneide die Haut nun grob kreisförmig zu, sodass sie auf allen Seiten deutlich größer ist als dein Rahmen.
Ein Überstand von ca. 8–15 cm (je nach Trommelgröße und gewünschter Spannung) ist ein guter Richtwert. Dieser Überstand wird später zum Spannen und Befestigen benötigt.


Das Wasserbad: Geduld ist der Schlüssel
Lege dann dein Rohhautstück in ein ausreichend großes Gefäß (eine Wanne, ein großer Eimer oder sogar ein sauberer Bachlauf, wenn die Bedingungen passen) und bedecke es vollständig mit kaltem oder lauwarmem Wasser.
Heißes Wasser solltest du vermeiden, da es die Kollagenstruktur der Haut verändern kann.
Warten bis alles trocken ist
Nun heißt es wieder: Geduld! Die Haut muss komplett durchweichen, bis sie sich anfühlt wie ein dickes, feuchtes Ledertuch – weich, schmiegsam und dehnbar. Das kann mehrere Stunden bis zu einem ganzen Tag (oder länger) dauern, abhängig von der Dicke und Art der Haut.
Kontrolliere regelmäßig den Zustand. Die Haut sollte sich nicht mehr "knackig" anfühlen, sondern wirklich geschmeidig sein.
Schritt 3: Die Hochzeit – Haut und Rahmen vereinen (Das Binden)
Das ist der magische Moment, in dem deine Trommel Gestalt annimmt!
Für das Binden gibt es verschiedene Methoden. Ich beschreibe hier eine gängige und stabile Variante, die oft für Rahmentrommeln verwendet wird.
Du benötigst dafür eine stabile Schnur, welche du auch aus Rohhaut herstellst.

Löcher stechen
Entlang des äußeren Randes deines Rohhaut-Kreises stichst du nun in regelmäßigen Abständen zwei Löcher. Die beiden Löcher habe einen Abstand von 1 bis 1,5 cm. Dieses Löcherpaar besitzt wiederum einen Abstand von ca. 3–5 cm zwischen den anderen Löcherpaaren.
Verwende dafür eine Ahle, ein spitzes Messer oder einen speziellen Lochstecher. Die Löcher sollten nicht zu nah am Rand sein, damit die Haut beim Spannen nicht ausreißt.
Die Anzahl der Löcherpaare sollte idealerweise durch 4 teilbar sein, wenn du eine traditionelle Spannung anstrebst (siehe unten).

Das Binden – Schritt für Schritt zum Klang
Diese Methode erzeugt eine Spannung, die oft als "Stern" oder "Kreuz" auf der Rückseite der Trommel sichtbar wird.
Haut zentrieren
Lege die gelochte, feuchte Rohhaut mit der Haarseite (falls noch erkennbar, ansonsten die glattere Seite) nach unten auf eine saubere Unterlage. Zentriere deinen Holzrahmen mittig auf der Haut.

Erste Fixierungspunkte (Die vier Himmelsrichtungen)
Nimm deine Schnur. Beginne an einem Löcherpaar und fädle die Schnur von außen nach innen durch. Mache einen Knoten.
Ziehe die Haut nun über den Rahmen an dieser Stelle. Gehe dann zu dem gegenüberliegenden Löcherpaar und führe die Schnur wieder von außen nach innen durch bei deinem Löcherpaar (von außen in Loch eins rüber zu Loch 2 und dann nach innen).


Spanne die Haut hier schon leicht an, sodass der Rahmen gehalten wird.
Du gehst nun zurück zu deinem Anfangsknoten und wählst dort das nächste Löcherpaar aus, welches links oder rechts vom Anfangsknoten ist (siehe Bild).
Die erste Spannrunde (Zick-Zack)
Nun geht es darum, die Haut gleichmäßig auf den Rahmen zu ziehen. Du arbeitest dich jetzt von Löcherpaar zu Löcherpaar vor.
- Bist du am dritten Löcherpaar angekommen, führe die Schnur vom letzten Fixierungspunkt zum genau gegenüberliegenden Löcherpaar.
- Ziehe die Hautkante dieses Lochs über den Rahmen und zur Rückseite.
- Führe die Schnur nun zur gegenüberliegenden Seite und wähle dort das entsprechende benachbarte Löcherpaar.
- Ziehe die Schnur fest, aber nicht mit aller Gewalt. Die Haut ist noch feucht und wird beim Trocknen schrumpfen und sich selbst spannen. Zu viel Zug jetzt kann den Rahmen verziehen oder die Haut reißen lassen.
- Arbeite dich so von gegenüberliegenden Seiten her um die gesamte Trommel, bis alle Löcher verschnürt sind und die Haut gleichmäßig über den Rahmen gezogen ist. Achte darauf, dass die Hautfalten, die auf der Rückseite entstehen, möglichst gleichmäßig liegen.

Die zweite Spannrunde (Der Stern entsteht)
Jetzt kommt die eigentliche Spannung, die das typische Muster auf der Rückseite erzeugt.
- Beginne mit drei Schnüren auf der Rückseite, wenn du wie ich 12 Löcherpaare hast. Hast du weniger oder mehr, hast du auch mehr Schnüre auf der Rückseite.
- Wickle die Schnur mehrmals um drei Schnüre und ziehe sie dabei kräftig an. Du wirst sehen, wie sich die Membran auf der Vorderseite spannt.
- Gehe nun zu den nächsten drei gegenüberliegenden Schnüren und wiederhole den Vorgang, immer darauf achtend, die Spannung gleichmäßig zu verteilen. Oft arbeitet man hier in einem Sternmuster, indem man immer zu den gegenüberliegenden Schnüren geht.
- Ziel ist es, ein Netz aus spannenden Schnüren auf der Rückseite zu erzeugen, das die Haut gleichmäßig und fest auf den Rahmen zieht.

Griffschlaufe (Optional aber praktisch)
Oft werden beim Spannen einige Schnüre so zusammengefasst oder zusätzlich umwickelt, dass auf der Rückseite ein stabiler Griff entsteht, an dem du die Trommel halten kannst. Das ist besonders bei größeren Rahmentrommeln sinnvoll.

Hier noch ein Beispiel, wie es auch aussehen kann:

Hier noch ein Video, welches gut zeigt, wie es funktioniert. Obwohl Englisch gesprochen wird, ist die Schnürung auch ohne Sprache gut verstehbar.
Endkontrolle & Trocknung
Überprüfe die Spannung. Die Haut sollte schon jetzt einen leichten Klang erzeugen, wenn du darauf klopfst, aber noch nicht trompetenfest sein.
Die Hauptspannung kommt durch das Trocknen!
Hänge die Trommel nun an einen luftigen, nicht zu warmen und nicht zu sonnigen Ort zum Trocknen auf. Direkte Hitze oder zu schnelle Trocknung kann die Haut zum Reißen bringen oder den Rahmen verziehen.
Geduld ist auch hier wieder dein bester Freund. Es kann einige Tage dauern, bis die Trommel vollständig trocken ist.
Der erste Schlag: Der Herzschlag erwacht
Wenn deine Trommel vollständig getrocknet ist, wirst du staunen! Die Haut ist nun hart und unglaublich straff gespannt.
Nimm einen Schlägel (den du dir vielleicht auch schon aus einem Ast geschnitzt und mit Leder oder Fell umwickelt hast) und schlage deine Trommel das erste Mal an. Dieser tiefe, resonante Klang, den du selbst geschaffen hast – das ist pure Magie!


Der Bau einer eigenen Trommel ist mehr als nur ein Handwerk. Es ist eine Reise, ein Prozess der Verbindung mit natürlichen Materialien und alten Techniken.
Es lehrt uns Geduld, Achtsamkeit und den Respekt vor den Ressourcen, die uns umgeben. Und am Ende hältst du ein einzigartiges Instrument in den Händen, das deinen eigenen Herzschlag mit dem Puls des Waldes vereint.
Viel Freude beim Bauen und Trommeln!

P. S. Du suchst die hochwertigste Outdoor-Ausrüstung? Dann gehts hier zu den Kaufratgebern. Finde hier meine Liste zur eigenen Ausrüstung, die ich regelmäßig nutze.

Autor des Ratgebers
Martin Gebhardt
Hey, ich bin Martin und ich bin Wildnis-Mentor. Auf meinem Blog lernst du die Basics sowie zahlreiche Details zum Outdoor-Leben. Schnapp dir meine 35 einfach umsetzbaren Survival-Hacks, um ab morgen nicht mehr planlos im Wald zu stehen. Lies mehr über mich auf meiner “Über mich”-Seite.
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