Stecklingsvermehrung – Erfahre, wie du Sträucher und Pflanzen zum Nulltarif bekommst
Eine der besten Möglichkeiten, deine Pflanzen und Sträucher kostenlos zu vermehren, sind Stecklinge. Diese Anleitung zeigt dir, wie es einfach funktioniert.
Von Martin Gebhardt. Schaue auf meine “Über mich”-Seite und abonniere meinen Newsletter.
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Stecklingsvermehrung ist eine einfache Methode, um Pflanzen aus Stamm- oder Wurzelabschnitten zu vermehren.
- Die neue Pflanze ist eine genaue genetische Kopie ihrer Mutterpflanze, ideal für besondere Sorten.
- Einige Pflanzen, wie Kräuter und Obststräucher, eignen sich besonders gut für die Stecklingsvermehrung.
- Der beste Zeitpunkt, um Stecklinge zu schneiden, ist der Frühsommer.
- Weidenwasser, ein natürliches Wurzelhormon, kann die Wurzelbildung bei Stecklingen fördern.
- Stecklingsvermehrung ist eine kostengünstige Möglichkeit, deinen Selbstversorgergarten mit neuen Pflanzen zu erweitern.
Zur Selbstversorgung gehört nicht nur, dass man Obst, Gemüse und Kräuter selbst anbaut, sondern auch selbst vermehrt.
Ein Streifzug durch das Gartencenter offenbart sofort, warum das sinnvoll ist: Pflanzen kosten eine ganze Stange Geld, erst recht wenn man viele benötigt und dazu ist die Sortenauswahl oft sehr eingeschränkt.
Wenn du aber weißt, wie du fast jede Pflanze ganz einfach selbst vermehrst, kann auch dein Selbstversorger – oder Waldgarten wachsen, ohne dass du dafür Unsummen ausgeben musst.
Hier erfährst du nun alles zur Stecklingsvermehrung. Lass uns loslegen!
Stecklingsvermehrung – was ist das?
Bei der Stecklingsvermehrung nutzt man einen geeigneten Trieb, auch Stecken genannt, und zieht daraus eine neue Pflanze. Der Trieb kommt dann in Erde oder Wasser, sodass er neue Wurzeln bildet.
Die neue Pflanze ist dabei eine exakte genetische Kopie ihrer Mutterpflanze, deswegen lassen sich auch besondere Sorten einfach weiter vermehren.
Pflanzen bestehen praktisch gesehen nur aus Stammzellen. Deswegen kann aus einer Zelle am Spross, eine Wurzel wachsen.
Wir können das leider nicht, wird uns ein Finger abgeschnitten, wächst er leider nicht wieder nach.
Welche Pflanzen lassen sich so vermehren?
Theoretisch lässt sich jede Pflanze so vermehren, praktisch geht es bei einigen Pflanzen leichter, bei anderen schwieriger.
Besonders viel Sinn ergibt die Vermehrung über Stecklinge, wenn sich Pflanzen nur schwer über Samen ziehen lassen.
Das ist der Fall bei vielen Kräutern, insbesondere Minzen, die größtenteils Hybride sind und kaum keimfähige Samen hervorbringen oder bei Obstbäumen und Obststräuchern.
Diese Pflanzen lassen sich nicht über Stecklinge vermehren
Himbeeren und Brombeeren lassen sich einfacher und gelingsicherer über Wurzeltriebe vermehren. Diese Pflanzen bilden aus ruhenden Wurzelknospen neue Triebe, die von der Mutterpflanze abgekappt und an anderer Stelle eingepflanzt werden.
Einjährige Gemüsesorten eignen sich in den meisten Fällen nicht für die Stecklingsvermehrung, selbst wenn die Triebe Wurzeln schlagen, dauert der ganze Prozess so lange, dass sie in der Vegetationsperiode nicht mehr reif werden.
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Pflanzen, die sich für die Stecklingsvermehrung eignen
Ein Steckling ist ein Stück der Mutterpflanze, typischerweise vom Stängel oder Blatt, das dann in die Erde gepflanzt wird, in der Hoffnung, dass es Wurzeln schlägt und zu einer weiteren Kopie der ursprünglichen Pflanze heranwächst.
Hier einige Beispiele:
- Kräuter: Lavendel, Rosmarin, Minze, Thymian, Currykraut, Verbene, Basilikum, Shiso, Olivenkraut etc.
- Obststräucher: Johannisbeeren rot/weiß/schwarz, Jostabeere, Stachelbeeren, Holunder, Blaubeeren, Heidelbeeren
- Gemüsepflanzen: Tomaten, Paprika, Physalis, Aubergine
- Obstbäume: Feigen, andere Obst- und Nussbäume lassen sich besser über die Veredelung vermehren
- Zierpflanzen: Hortensien, Phlox, Efeu etc. Bis auf Zwiebelgewächse lassen sich die meisten mehrjährigen Zierpflanzen sich auf diese Weise vermehren. Im Zweifelsfall lohnt sich ein Versuch.
Tipp: Hat die Mutterpflanze eine Krankheit und du versuchst sie durch Stecklingsvermehrung zu retten? Das ist keine gute Idee. Schneide Stecklinge immer nur von gesunden, kräftigen Pflanzen.
Wann und wie schneide ich Stecklinge?
Der beste Zeitpunkt, um Stecklinge zu schneiden, ist der Frühsommer. In dieser Zeit wachsen die Pflanzen besonders stark und haben die begehrten, noch nicht verholzten Triebe entwickelt.
Während sich Kräuter in der Regel von Frühjahr bis Herbst leicht über Stecklinge vermehren lassen, muss man bei Obststräuchern und – Bäumen genauer vorgehen.
Dazu nutzt man junge Triebe und schneidet diese mit einem sauberen und scharfen Messer ab. Ideal ist es, wenn etwa zwei bis drei Knospen, auch Augen genannt, auf dem Treib verbleiben.
Blätter stutzen
Um die Wasserverdunstung möglichst gering zu halten, werden nur wenige bis gar keine Blätter am Steckling gelassen.
Große Blätter, wie von einer Feige, werden einfach eingestutzt und bei Minze oder anderen Kräutern entfernt man alle Blattpaare bis auf die obersten zwei.
Bei Obststräuchern können die Blätter komplett entfernt werden, sobald der Steckling Wurzeln geschlagen hat, treiben neue aus.
Weidenwasser: Natürliches Wurzelhormon herstellen
Kaum eine Pflanze wurzelt so schnell und unkompliziert wie ein Weidentrieb. Grund dafür ist, dass die Weide von Natur aus große Mengen Indol-3- Buttersäure enthält, ein Hormon, das die Wurzelbildung anregt.
Und dieses Hormon kannst du dir zunutze machen.
So stellst du dein eignes Wurzelhormon her:
Zweige der Weide, Silberweide, Trauerweide und andere Arten sind geeignet. Am besten nimmst du junge Triebe, bei denen sich die Rinde leicht schälen lässt.
Als Nächstes entfernst du alle Blätter und schälst die Rinde ab. Für ein Liter Wurzelwasser benötigst du ca. 250 Gramm Weidenrinde.
Fülle dazu die Rinde in ein Gefäß und bedecke es mit Regenwasser. Nach 24 Stunden haben sich die meisten Inhaltsstoffe gelöst.
Mit diesem Wasser gießt du fortan deine Stecklinge, bis sie Wurzeln geschlagen haben. Das Wurzelwasser hält sich je nach Temperatur 3 bis 7 Tage.
Pflege der Stecklinge
Die Stecklinge dürfen nicht austrocknen, sollten halbschattig bis schattig stehen und eine etwaige Plastikhaube muss täglich zum Lüften abgenommen werden.
Nach einiger Zeit kannst du überprüfen, ob die Stecklinge Wurzeln geschlagen haben. Dazu ziehst du vorsichtig an dem Stecken, fühlst du einen leichten Widerstand, haben sich schon die ersten Wurzeln entwickelt, ansonsten braucht die Pflanze noch etwas Zeit.
Anschließend entwickeln sich neue Blätter und der Steckling ist angewachsen. Sobald sich zwei volle Blattpaare entfaltet haben, ist es Zeit für den ersten Erziehungsschnitt.
Um schöne buschige Pflanzen zu erhalten, wird die Pflanze geköpft. Das heißt, man schneidet das oberste Blattpaar samt Stengelansatz ab. Im Fachjargon nennt man das Punzieren.
Auch wenn es dir schwerfällt, direkt wieder die Schere anzusetzen, ist dieser Schritt wichtig für gesunde und kräftige Pflanzen.
Sobald sich die Stecklinge von diesem weiteren Eingriff erholt haben, kannst du sie entweder umpflanzen oder direkt ins Beet setzen.
Aus den kleinen Steckhölzern sind jetzt vollwertige Pflanzen geworden, die zwar noch etwas kleiner sind als ihre Mutterpflanze, aber mit der richtigen Pflege vollständige Duplikate werden, die genauso schön tragen, wachsen und blühen.
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Fazit: Stecklingsvermehrung ist genial, um gratis neue Pflanzen zu erhalten
Du siehst, Pflanzen über Stecklinge zu vermehren ist weniger kompliziert als vielleicht gedacht.
Deine Lieblingssorte kannst du ganz einfach in deinem Selbstversorgergarten vervielfältigen. So erfüllst du dir den Traum von einer Rabatte aus Lavendel oder einem großen Garten mit Beerenobst.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du eine Pflanze über Stecklinge vermehren kannst, lass es einfach auf einen Versuch ankommen.
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Autor des Ratgebers
Martin Gebhardt
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