Was ist Hirngerbung für Leder? - Wie du Wildleder / Buckskin herstellst
Erfahre, was sich hinter der Hirngerbung verbirgt, mit der Leder auf traditionelle Art haltbar gemacht wird. Ausführliche Anleitung, um Wildleder zu machen.
Von Martin Gebhardt. Schaue auf meine “Über mich”-Seite und abonniere meinen Newsletter.
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Die Hirngerbung ist eine traditionelle Methode, bei der Tiergehirn zum Gerben von Leder verwendet wird.
- Du bereitest die Rohhaut durch Waschen, Enthaaren und Entfleischen vor.
- Dann massierst und wringst du die gekochte Hirnmasse in die Lederhaut ein.
- Nach dem Trocknen räucherst du das Leder, um es haltbar zu machen.
- Die Hirngerbung erzeugt ein besonders geschmeidiges und langlebiges Wildleder.
- Sie ehrt eine jahrtausendealte Handwerkskunst und die Ressource Leder.
Stell dir vor, du ziehst durch die Wälder, und alles, was du trägst, hast du mit deinen Händen erschaffen.
Klingt nach echtem Abenteurerleben, oder?
Hier kommt das Problem: Wissen über uraltes Handwerk wie die Hirngerbung ist rarer als frisches Quellwasser.
Aber daher bist du hier, oder?
Ich zeige dir, wie du Leder echt und erdverbunden mit Hirn gerbst.
Ich habe es getan, und es funktioniert. Also, mach dich bereit, Tradition mit eigenen Händen zu spüren.
Was ist die Hirngerbung eigentlich?
Hast du dich jemals gefragt, wie die Menschen früher, ohne moderne Chemie, Leder so geschmeidig bekamen?
Ihre Methode: Die Hirngerbung. Heraus kommt echtes Wildleder.
Das ist keine Zauberei, sondern handfestes Wissen, das über Generationen weitergegeben wurde. Die Methode wird auch die "Fett- und Rauchgerbung" genannt. Und das Beste: Du kannst es auch lernen.
Insgesamt kann man die Arten des Gerbens aufteilen in Gerbung mit Fetten (das macht man bei der Hirngerbung), Gerbung mit Pflanzen und Gerbung mit Mineralien/Chemie.
Gut zu wissen: Veloursleder, auch Suède genannt, ist kein Wildleder! Das ist ein Sammelbegriff für Lederarten mit rauer Gebrauchsfläche. Veloursleder wird umgangssprachlich auch als Wildleder bezeichnet, was jedoch falsch ist.
Woher kommt es? Die Hirngerbung ist ein traditionelles Verfahren, das schon die indigenen Völker Nordamerikas perfektioniert hatten. Obwohl es in heutigen Zeiten fast vergessen ist, trägt es doch eine tiefe Verbindung zur Natur in sich.
Für mich war die Hirngerbung wie das Öffnen eines geheimen Buches alter Weisheit.
Eine Methode, so natürlich wie das Leder selbst
Was macht es so besonders? Nun, du verwendest das eigene Hirn des Tieres, um seine Haut in ein sanftes Wildleder (Buckskin) zu verwandeln.
Es findet ein eleganter Kreislauf statt: Nichts wird verschwendet, alles fließt zurück in den Prozess.
Durch das Einmassieren der Hirnmasse entsteht ein Leder, das anders als jedes im Laden gekaufte ist – es ist voller Charakter und hat eine Geschichte.
Wie gingen unsere Vorfahren vor?
Altes Wissen, neu entdeckt, in Kurzform:
- Reinigung: Die Rohhaut muss gründlich gereinigt werden. Fleischreste, Fett und Haare müssen runter, sonst kann das Hirn nicht tief in die Hautschichten eindringen.
- Vorbereitung: Koche das Hirn, bis es eine breiige Konsistenz annimmt. Keine Sorge, hier geht es nicht ums Kochen für Gourmets, sondern darum, den Gerbstoff optimal vorzubereiten.
- Einmassieren: Dann wird die Masse mit Geduld und Kraft in die Haut massiert. Ich habe es selbst gefühlt: Je mehr Liebe und Energie du hier hereinsteckst, desto besser wird dein Leder. Das ist die Vorbehandlung - nicht die echte Gerbung!
- Trockenziehen: Per Hand oder im Rahmen eingespannt wird die Haut nun trocken gezogen, sodass keine harten Stellen am Ende übrig bleiben
- Räuchern: Konservieren und die eigentliche Gerbung - durch Verbrennen entsteht Formaldehyd, welches das Leder konserviert und von Insekten fernhält.
Warum ich begeistert bin – und du es auch sein wirst
Als ich das erste Mal eine Haut in meinen Händen hielt und sie langsam zu transformieren begann, spürte ich eine Verbindung zur Tradition und zur Natur.
Jeder Schritt war ein Zeichen des Respekts vor dem Tier und dem Leben.
Glaub mir, wenn du erst mal dein eigenes, hirngegerbtes Leder (Buckskin) in den Händen hältst, wirst du den Unterschied fühlen. Es ist eine Erfahrung, die dich prägt.
Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft
Hirngerbung ist weit mehr als ein Handwerk. Es ist ein kulturelles Erbe, das wir in der modernen Welt bewahren und schätzen sollten.
Jedes Stück Leder erzählt eine Geschichte, über das Tier, die Natur und die Sorgfalt des Herstellers.
Ich lade dich ein, Teil dieser Geschichte zu werden. Lass uns gemeinsam das Wissen der Hirngerbung beleben und die Praxis in eine neue Ära führen.
Bevor du dich in das Abenteuer der Hirngerbung stürzt, lass mich dich durch den Prozess führen, Schritt für Schritt.
Es ist eine Kunstform, bei der jeder Schritt so wichtig ist wie der letzte Pinselstrich eines Meisterwerks.
Materialkunde im Einklang mit der Natur
Ein gutes Werkzeug und die richtigen Materialien machen den Meister, nicht wahr?
Bevor wir unsere Hände schmutzig machen, lass uns sammeln, woraus wir unsere Schätze formen werden.
Welches Tier teilt seine Haut?
Die Auswahl des Tieres: Egal, ob Rehwild, Damwild, Rotwild oder Bison – die Haut jedes Säugetiers birgt das Potenzial, sich in prachtvolles Leder zu verwandeln.
Die Natur als Gerbstofflager
Folgende Materialien kannst du für die Fett- und Rauchgerbung nutzen:
- Hirnmasse: Check. Die Gehirnmasse liefert nicht nur die nötigen Fette, sondern fungiert dank enthaltener Emulgatoren auch als Weichmacher.
- Eier und Öle: Sind Hirn ein No-Go bei dir? Keine Sorge! Das Eigelb von Eiern ist der Ausweichkandidat.
Die Werkzeugtasche packen
Jeder Outdoorausflug braucht seine Ausrüstung. Hier meine Liste für dich:
- Schabwerkzeuge: Denke altmodisch – ein stumpfes Messer oder Löffel tut es auch beim Entfleischen.
- Schabebock: Irgendwo müssen die Haare und Fleischreste abgeschabt werden.
- Behälter und Töpfe: Halte alles sauber und organisiert. Zum Kochen der Masse denke groß, wir wollen nicht kleckern.
- Seile & Rahmen: Zum Spannen und Trocknen der Haut.
Erfahrung aus erster Hand: Das Werkzeug und ich
Als ich das erste Mal ein Schabmesser in die Hand nahm, wusste ich, dass es hart wird.
Aber ich spürte auch den direkten Draht zu unseren Vorfahren, zu diesem alten Handwerk.
Die Wahl deiner Materialien und Werkzeuge ist mehr als bloße Vorbereitung; es ist ein Ritual, bei dem du deinen Respekt vor dem Prozess zum Ausdruck bringst.
Wähle weise und mit Bedacht, denn jede Entscheidung wird sich in der Qualität deines Lederwerks widerspiegeln.
Bist du bereit, deine Tasche zu packen und dich auf das Abenteuer Hirngerbung einzulassen?
Die Essenz der Hirngerbung: Eine Chemie-Exkursion
Wusstest du, dass hinter der Gerbung eine ganze Welt voller chemischer Wunder steckt?
Packe dein Mikroskop aus, wir machen einen kleinen Exkurs in die Welt der Moleküle!
Fett und Eiweiße – Die unsichtbaren Architekten
Die Rolle der Fette: Sie sind das Rückgrat unserer Gerbung. Fette umhüllen jede Faser, sorgen für Geschmeidigkeit und Flexibilität. Stell dir vor, wie die Fette durch die Poren der Rohhaut fließen und ein wunderbar weiches Material hinterlassen.
Fette füllen die Räume zwischen den Fasern und sorgen dafür, dass unser Leder nicht nur weich, sondern auch voll und fest wirkt.
Stell dir Emulgatoren als die Dolmetscher zwischen Wasser und Fett vor – sie ermöglichen es, dass sich diese beiden Gegensätze verbinden. Das Hirn liefert uns diese natürlichen Helfer, die für eine gleichmäßige und durchgängige Gerbung sorgen.
Tradition trifft Moderne: Während moderne Methoden oft auf Chemie setzen, bleibt unsere altbewährte Hirngerbung natürlich. Keine Sorge, auch wenn es ein wenig riechen mag – das Produkt ist unvergleichlich und ein Tribut an die Natur.
Mein chemisches Abenteuer
Ich gebe zu, als ich mit der Hirngerbung begann, war mir nicht klar, wie tief ich in die Chemie eintauchen würde. Aber es ist faszinierend!
Mit jedem Schritt der Gerbung entdeckst du das Zusammenspiel der Naturstoffe, und dein Respekt vor der Rohhaut und dem Gerbprozess wächst.
Lernen, experimentieren, staunen – das ist die Hirngerbung. Ein altes Handwerk, bei dem die Chemie zu deiner Verbündeten wird, solange du Natur und Tradition ehren willst.
Meine Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt dir nun, wie auch du zu deinem Wildleder / Buckskin kommst. Achtung: Die Anleitung ist nicht dafür gedacht, Häute mit Fell zu gerben.
1. Waschen und Äschern
Voraussetzung ist, dass du eine frische Haut besitzt. Entweder direkt vom Wildfleischer / Jäger oder du hattest eine auf Lager.
Als Erstes schaust du dir die Haut an: Ist alles in Ordnung damit oder klafft ein 20-cm-Loch in der Mitte? Falls das der Fall ist, empfehle ich dir nicht, mit solch einer Haut anzufangen.
Offen gesagt habe ich am Anfang viele schlechte Häute gehabt und auch genutzt, weil ich unbedingt starten wollte.
Heute würde ich eine zerlöcherte Haut nicht mehr für Wildleder nutzen - der Aufwand für das Ergebnis ist einfach zu hoch.
Du brauchst die Haut nicht sehr zu waschen, sie kann im Grunde sofort zum nächsten Schritt.
Äschern, Säuern, Kalken oder Rotten - so kommen die Haare ab
Es gibt vier Methoden, um die Haare zu entfernen:
- Äschern: Diese stark alkalische Lauge bewirkt die Lockerung der Haut und Haare. Nutze dafür weiße Asche vom Lagerfeuer.
- Essig: Durch die saure Lösung fällt der pH-Wert, die Haut quillt auf und die Haare fallen fast allein ab.
- Kalken: Auch eine stark alkalische Lösung und mit Weißfeinkalk (gelöschter Kalk, Kaliumhydroxid) funktioniert das ganz hervorragend.
- Rotten: Wird auch kontrolliertes Anfaulen genannt (durch Bakterien). Kann etwas riechen, klappt aber gut. Hier musst du oft einen Blick auf den Zustand der Haut haben, damit sie nicht wegfault.
Achtung, bei stark alkalischen Lösungen Gummihandschuhe tragen!
2. Entfleischen und Enthaaren
Komm mit auf die zweite Etappe der Hirngerbung, die einiges Fingerspitzengefühl verlangt – das Entfleischen und Enthaaren.
Ein Ausflug in den Aufbau einer Haut von Säugetieren
Ich möchte nicht tief einsteigen, aber es wird dir später helfen, zu verstehen, wo die Reise hingeht.
So ist eine Haut von Außen nach Innen aufgebaut (einfach dargestellt):
- Oberhaupt
- Lederhaut
- Unterhaut
Hier auf dem Bild siehst du genau, was ab muss:
Entfleischen
Nun, schnapp dir dein Schabwerkzeug – es wird ernst. Du benötigst kein hochmodernes Besteck; ein einfaches, aber effektives Werkzeug reicht völlig aus.
Wichtig: Dein Entfleischungsmesser muss stumpf sein, damit du die Rohhaut nicht beschädigst.
Dann brauchst du noch einen Gerberbaum - auch Scherbaum oder Gerberbock genannt. Ein Glattkantbalken tut's auch, etwas, das stabil genug ist, um als Unterlage zu dienen.
Ich habe mir einen Gerberbock aus einem Abflussrohr gebaut.
Der Prozess des Entfleischens
1. Haare entfernen: Es beginnt mit Druck und Bewegung. Setze das Schabmesser an und drücke sanft, sodass die Haare abgehen. Hat alles mit der vorherigen Lösung geklappt, gehen die Haare recht leicht ab.
2. Oberhaut entfernen: Dafür benötigst du mehr Druck, den die Oberhaut muss ab. Lässt du sie daran, erhältst du Glattleder (weniger dehnbar, wasserabweisend).
Hier noch ein Bild von der Lederhaut (links) und der Oberhaut (rechts)
3. Fleisch und Membran entfernen: Drehe die Haut und entfernen Fleisch, Fett sowie die Membran. Das kann sehr aufwendig sein.
Hier ein Video:
Tipps aus meiner Werkstatt
Hier einige Ratschläge von mir, die mir beim Entfleischen und Enthaaren aufgefallen sind:
- Geduld: Geh langsam und methodisch vor, es ist keine Eile geboten.
- Druck variieren: Fühle die Haut und passe deinen Druck entsprechend an, um Verletzungen zu vermeiden.
- Systematik: Arbeite in Bahnen und überlasse nichts dem Zufall.
Die Feinheiten und Fallstricke
Was kann schiefgehen? Vorsicht vor dem Übermut, der in Löcher und Risse führt. Auch die Ecken und Ränder verlangen besondere Aufmerksamkeit.
Für mich ist das Entfleischen und Enthaaren Meditation und Kunst zugleich. Es ist der Moment, wo du das Material sorgsam vorbereitest. Wenn du den letzten Fleischrest oder die letzte Oberhaut entfernst und die reine Lederhaut vor dir liegt, weißt du, dass der Weg nicht mehr weit ist.
Mach dich bereit für das Ritual, tauche tief ein in die Essenz des Lederhandwerks und erlebe das stolze Gefühl, wenn das Werk vollbracht ist. Bereit, den Schaber anzusetzen?
Was machst du danach?
War die Haut im Äscher oder im Weißfeinkalk, musst du sie erst wieder neutralisieren. Sie ist danach noch zu sehr aufgequollen.
Hast du einen Bach vor der Tür, hängst du sie dort hinein. Ansonsten legst du sie 2–3 Tage in klares kaltes Wasser und wechselt das Wasser ein paar Mal am Tag.
Danach musst die Haut auswringen.
Baue dir eine Wringstation
Du benötigst eine Stange und einen dicken Ast. Dann legst du die Haut über die Stange und rollst sie zusammen.
Danach kräftigt wringen, damit das Wasser entweicht.
So sieht die Haut idealerweise aus:
3. Das Herzstück der Hirngerbung: Der Einsatz von Gehirnmasse
Nachdem wir uns durch das Schaben gekämpft haben, erreichen wir den Kern der Hirngerbung. Das mag sich fremd anfühlen, aber es ist der Moment, wo vieles zusammenkommt.
Vielleicht denkst du jetzt, „Moment – wie mache ich denn jetzt eigentlich diese Gehirnmasse?“.
Hier sind die Schritte, die ich genommen habe, und die auch für dich Gold wert sein werden:
- Die Rohstoffe: Besorge das Hirn beim Metzger oder, falls du das Tier selbst erlegt hast, nutze das eigene.
- Das Kochen: Zerkleinere es und koche es. Du kannst es gar nicht zu Brei kochen, je pastöser, desto besser.
Anstatt Gehirn eignet sich auch Eigelb als Emulsion. Hier die Abmessungen:
- Rehwild: 6–8 Eigelb, 4 EL fein geriebene Kernseife, 3 EL Sonnenblumenöl
- Damwild: 16 Eigelb, 8 EL fein geriebene Kernseife, 6 EL Sonnenblumenöl
- Rotwild: 22 Eigelb, 12 EL fein geriebene Kernseife, 9 EL Sonnenblumenöl
Optional sind die Kernseife und das Sonnenblumenöl. Anstatt Sonnenblumenöl kannst du auch Olivenöl nutzen.
Dann wird es ernst. Nimm deine Haut und lege sie in die Gehirn- oder die Eilösung und massiere sie überall ein.
Ich habe das Leder wie einen müden Muskel behandelt, der sich entspannen soll. Das ist der Moment, in dem du die Weichheit buchstäblich in die Haut einarbeitest.
Ein Tipp von mir: Wärme hilft! Ein erwärmter Brei ist leichter zu handhaben und zieht besser ins Leder. Aber niemals zu heiß!
Ok, deine Haut ist nun in der Lösung:
- Lass dann die Haut ruhen. Gerne 10 bis 30 Minuten, sie muss sich vollsaugen mit der Hirn- oder Ei-Lösung.
- Entnehme dann die Haut und wringe sie dann wieder an der Wringstation aus.
- Streiche danach die restliche Flüssigkeit auf dem Gerberbock aus.
Wiederhole Schritt 1 bis 3 nun mehrmals:
- Rehwild: 2- bis 3-mal
- Damwild: 3- bis 4-mal
- Rotwild: 4- bis 6-mal
Mein persönliches Mantra: Einmassieren, Wringen, Ausstreichen, Wiederholen
Ich kann dir sagen, es ist Arbeit, die unter die Haut geht.
Die Wiederholung, das Fühlen, wie die Lösung eins mit dem Leder wird – das alles gibt dir das Gefühl, wirklich etwas Echtes, Handfestes zu erschaffen.
Schrittweise wirst du merken, dass die Haut nach dem Wringen immer dehnbarer und weicher wird.
Also, bist du bereit, mit der Gehirnmasse zu arbeiten? Zu fühlen, wie du von der Natur lernst, in diesem uralten Tanz von Leben zu neuem Leben?
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3. Trocknung: Die Krönung des Werks
Jetzt, wo das Leder von Gehirn oder Eigelb durchdrungen war, nähern wir uns dem Ende einer Reise – der Trocknung und Nachbehandlung. Das ist der Part, der dein Werk versiegelt.
Deine Haut sollte nun ausgewrungen vor dir liegen.Findest du an diesem Schritt löcher, dann nähe sie zu.
Es gibt nun zwei Methoden, wie du deine Haut trocknen kannst:
- Per Hand Trockenziehen - lohnt sich bei heißem Wetter und warmen Wind oder wenn du mehr Zeit benötigst
- Im Rahmen Trockenziehen - lohnt sich im Winter und bei großen Häuten
Per Hand dein Buckskin trockenziehen
Eine gleichmäßige, langsame Trocknung ist in beiden Fällen entscheidend. Ich will dir sagen, wie ich das mache:
- Lufttrocknung: Suche dir einen gut durchlüfteten Ort. Keine Heizkörper, kein direktes Sonnenlicht dauerhaft.
- Kontinuierliche Pflege: Während des Trocknens massiere und ziehe ich die Haut immer wieder, um die Flexibilität beizubehalten. Es ist wie die tägliche Morgenroutine – unverzichtbar.
- Ich ziehe die Haut in alle Richtungen: diagonal, horizontal, vertikal
- Ich strecke die Haut mit meinen Knien, Stühlen, Drahtseil
- Geduld: Bringe Ausdauer mit - manchmal dauert es 2 Stunden, manchmal 8.
Ein Drahtseil ist bei diesem Prozess auch sehr nützlich. Du rubbelst dein Wildleder über das Drahtseil und es wird dadurch weich und trocknet auch noch durch die Reibungshitze.
Per Rahmen dein Buckskin trockenziehen
Besitzt du einen Rahmen, dann kannst du hier auch dein Wildleder trockenziehen. Du benötigst dafür einen abgerundeten Stock. Arbeite tief ins Leder, damit es geschmeidig bleibt.
Mach dir keine Sorgen um die Haltbarkeit, dein Wildleder hält viel aus!
Wie eine Wissenschaft und doch so instinktiv
Es ist ein spannender Moment, wenn du dein Leder trocknest. Es offenbart sich langsam in seiner ganzen Pracht und wartet nur darauf, in die Welt hinauszutreten.
Vertrau mir, die Zeit und Geduld, die du hier investierst, zahlt sich in jedem Zentimeter des endgültigen Produkts aus.
Bist du bereit, den letzten Schliff anzulegen, das Leder zu räuchern? Dann lass uns die letzten Schritte gehen und das Wunderwerk vollenden!
4. Rauchkonservierung: Das ewige Leben für Leder
Die Reise des Hirngerbens endet nicht beim Trocknen. Nein, es gibt noch ein Geheimnis – das Rauchverfahren. Eine alte Methode, die dein Leder nicht nur haltbarer, sondern auch charaktervoller macht.
Traditionelles Räuchern – Ein Erlebnis für die Sinne
Das Räuchern ist pure Magie - es ist die echte Gerbung durch Formaldehyd. Es ist der Moment, in dem die Rohhaut ihre wahre Identität annimmt. So gehst du vor:
- Aufbau einer Rauchstation: Ein Metalleimer, Wäscheklammern und etwas zum Stopfen.
- Der richtige Rauch: Verwende Holzspäne oder Punk Wood (verrottetes Holz). Dichter und abgekühlter Rauch soll aufsteigen, damit das Leder nicht bruzelt, sondern eine Seele erhält.
Wie du vorgehst:
- Klemme das trockene Wildleder mit Klammern zu einem Sack zusammen. Unten ist eine Öffnung. Du kannst es auch zusammenkleben mit Holzleim oder zusammennähen (eine Nähmaschine geht auch).
- Lass den Eimer mit Punk Wood rauchen - keine offene Flamme!
- Hänge dann deinen Ledersack darüber.
- Warte ein bis zwei Stunden.
- Wiederhole den Prozess für die andere Seite. Rauchsack umstülpen und erneut räuchern.
P. S. Lege immer genügend Punk Wood nach, damit viel Rauch entsteht. Weiterhin solltest du die Löcher stopfen, bei denen Rauch entweicht.
Die Schönheit des Prozesses
Warum Räuchern? Wie oben beschrieben, ist das die echte Gerbung. Bei dem Prozess werden die Kollagen richtig quervernetzt.
Es wird dein Leder geschmeidig halten. Es verleiht ihm auch einen natürlich wasserabweisenden Charakter und eine unverwechselbare Farbnuance.
Weiterhin schützten die Inhaltsstoffe des Rauchs dein Wildleder vor Insekten, wie Motten und Speckkäferlarven.
Ich erinnere mich noch gut an das erste Mal, als ich dieses Ritual ausführte. Der Geruch von brennendem Holz, das sanfte Umarmen des Leders durch den Rauch. Es fühlte sich an, als würde ich meinem Werkstück Leben einhauchen, ihm eine Seele geben.
Geduld ist der Schlüssel: Ein Leder zu räuchern, benötigt Zeit. Lass den Rauch langsam einwirken. Schau zu, wie die Haut tiefe Farben annimmt, wie sie reicher wird – an Schönheit und Beständigkeit.
Handgemacht bis zur Vollendung
Das Räuchern ist der ultimative Schritt des traditionellen Gerbers. Danach bist du fast fertig. Es transformiert deine Arbeit zu einem Artefakt, das Generationen überdauern kann.
👉 Jetzt musst du dein Leder nur noch waschen. Mit meiner Schritt-für-Schritt Anleitung gelingt die schonende Reinigung.
Bist du bereit, durch Rauch und Glut zu gehen, um dein Leder nicht nur zu schützen, sondern ihm ein dauerhaftes Erbe zu geben? Lass uns das Feuer entfachen und den Rauch aufsteigen sehen. Dein Leder wird es dir danken!
Antworten aus der Gerberwerkstatt: Häufig gestellte Fragen
Nach all den Erlebnissen mit dem Räuchern und der Hirngerbung häufen sich sicher einige Fragen bei dir an, so wie bei mir damals. Ich packe die häufigsten hier aus und gebe dir meine erprobten Antworten.
Aus meinen Gesprächen mit anderen Gerber-Enthusiasten und meiner eigenen Erfahrung, hier die Top-Fragen:
-
"Wie lange muss ich die Gehirnmasse einwirken lassen?" Je nach Dicke der Haut etwa 10 bis 30 Minuten, bevor du sie auswringst. Vertrau auf dein Gefühl, das Leder zeigt dir, wann es satt ist.
-
"Kann ich jedes Gehirn verwenden?" Jedes Säugetiergehirn hat ähnliche Eigenschaften. Es ist meistens so, dass das Gehirn eines Tieres ausreicht, um seine eigene Haut zu gerben.
-
"Warum riecht das Leder nach dem Gerben und Rauchen so stark?" Der Geruch ist der Geist des Feuers und der Gerbung. Er wird mit der Zeit und dem Tragen des Leders schwächer.
-
"Ist hirngegerbtes Leder genauso haltbar wie kommerziell gegerbtes Leder?" Wenn es gut gemacht und gepflegt wird, natürlich! Es kann sogar haltbarer sein, weil es keine schädlichen Chemikalien enthält.
Meine Antworten aus der Praxis
Ich habe gelernt, dass die beste Antwort weniger in Büchern oder Anleitungen zu finden ist, sondern in der Praxis selbst. Das Gerben lehrt uns Demut, Geduld und das Zuhören auf die leisen Hinweise der Natur.
Dennoch möchte ich dir das Buch von Markus Klek "Leder, Felle & Pelze selbst gerben: Mit Fetten und Rauch inkl. Nähen" ans Herz legen. Es ist reich mit Informationen und enthält alles, was du brauchst um erfolgreich Wildleder herzustellen.
Meine Vision als Lederhandwerker
Als ich mein erstes Stück Leder räucherte, sah ich eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft
Ich glaube, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Ära stehen, in der wir altes Wissen wieder schätzen und nutzen werden.
Die Arbeit mit der Hand, die Arbeit mit Tierhäuten und die Kleidungsstücke, die dann entstehen, sind unbezahlbar.
Ein Zukunftsbild, in dem das Handwerk nicht nur erhalten bleibt, sondern auch in Schulen, Workshops und in der Wildnispädagogik seinen festen Platz findet.
Beim Wildleder herstellen kaufen Menschen nicht nur ein Lederprodukt, sondern sie wollen die ganze Geschichte dahinter erleben.
Bist du bereit, Teil dieser Bewegung zu sein?
Deine Handwerkskunst zu perfektionieren und weiterzugeben, um die Weisheit der Natur zu bewahren?
Dann sei stolz, leidenschaftlicher Hüter dieser uralten Gerbmethoden zu sein und tritt mit mir in den Kreis derjenigen, die das Naturhandwerk des Lebens ehren.
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Autor des Ratgebers
Martin Gebhardt
Hey, ich bin Martin und ich bin Wildnis-Mentor. Auf meinem Blog lernst du die Basics sowie zahlreiche Details zum Outdoor-Leben. Schnapp dir meine 35 einfach umsetzbaren Survival-Hacks, um ab morgen nicht mehr planlos im Wald zu stehen. Lies mehr über mich auf meiner “Über mich”-Seite.
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