Was ist ein Feuerbohrer und wie funktioniert er? (+gratis Bauanleitung)
Was ist ein Feuerbohrer und wie funktioniert er? Lerne in meinem Ratgebertext wie du selbst einen Feuerbohrer herstellst und wie du damit ein Feuer entfachst.
Von Martin Gebhardt. Schaue auf meine “Über mich”-Seite und abonniere meinen Newsletter.
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Feuerbohrer: Ein einfaches Werkzeug, das Feuer durch Reibung erzeugt. Es besteht aus einer Spindel, die auf ein Holzbrett mit einer Vertiefung und einer Kerbe gesetzt wird.
- Methoden: Es gibt verschiedene Methoden, darunter Quirlbohrer (Spindel wird mit den Händen gedreht), Fiedelbohrer (Spindel wird mit einem Bogen gedreht) und Pumpenbohrer (Spindel wird durch eine pumpenartige Handbewegung gedreht).
- Holzauswahl: Die Wahl des richtigen Holzes ist entscheidend. Empfohlene Holzarten sind Pappel, Weide, Linde, Espe und Zeder.
- Kerbe: Die Kerbe im Bohrbrett ermöglicht das Rieseln der glühenden Holzstückchen.
- Übung: Feuerbohren erfordert Übung und Geduld, um die richtige Geschwindigkeit und den richtigen Druck zu finden.
- Tipps für Anfänger: Anfänger können Hilfsmittel wie Eierbecher, Sägen ohne Sägeblatt und Alufolie verwenden.
Früher, als die Menschheit noch jung war, gab es weder Feuerzeuge noch Streichhölzer.
Feuer war eine kostbare Sache, es wurde von der Gemeinschaft Tag und Nacht unterhalten.
Die Kunst, es neu zu entflammen, war unbekannt. Doch vor ungefähr 8000 Jahren entdeckten Menschen den Feuerbohrer.
Dieses genial einfache Gerät erlaubte es, die so dringend benötigten Flammen nach Bedarf zu entzünden.
In diesem Artikel wird beschrieben, wie du ein solches Werkzeug herstellen kannst. Auch warum es funktioniert und was du sonst noch wissen musst, wird erklärt.
Ziel ist es, dass du im Notfall selbst Feuer machen kannst.
Was ist ein Feuerbohrer?
Ein Feuerbohrer ist ein altes Werkzeug, mit dem durch Reibung eine Glut erzeugt wird. Dabei wird ein Holzstab schnell auf einem Holzbrett gedreht, bis durch die entstehende Reibungswärme Zunder entzündet wird.
Das Holz kann entweder mit den Händen oder mit einem Bogen in Rotation versetzt werden.
Bei beiden Methoden muss zusätzlicher Druck auf die Spitze ausgeübt werden, damit das Gerät funktioniert.
Es gibt drei Methoden beim Feuerbohren:
- Quirlbohrer: die Spindel wird zwischen den Händen in Rotation gebracht (auch "Hand Drill" genannt)
- Fiedelbohrer: die Spindel wird mithilfe eines Bogens angetrieben
- Pumpenbohrer: ähnlich wie der Fiedelbohrer, nur mit einer Schwungmasse. Die Rotation wird durch eine pumpenartige Handbewegung erreicht.
Wir schauen uns in dem Artikel den Fiedelbohrer genauer an.
Wie sieht ein Feuerbohrer aus?
Ein Feuerbohrer ist ein ca. zwei Zentimeter dicker Ast (die Spindel), der vorn abgerundet ist. Die Abrundung wird auf ein Holzbrett gesetzt, mit einer Vertiefung und einer Kerbe. Wird die Spindel gedreht, sammelt sich im Laufe der Zeit durch den Abrieb in der Kerbe schwarzer und glühender Holzstaub.
Wie entstehen die Hitze und die Glut?
Obwohl die Drehgeschwindigkeit und der durch die Handkraft ausgeübte Druck recht gering sind, reicht die Reibung aus, um kleine Holzpartikel abzuschaben.
Diese entzünden sich, abhängig von der Holzsorte, bereits ab 280 Grad Celsius und bleiben als glimmende Stückchen zurück.
Wird die Glut auf ein leicht entzündliches Medium (wie zum Beispiel Zunder oder ein Zundernest) gegeben, beginnt dieses zu brennen.
Lies auch: Survival Basiswissen: Zunder sammeln und selbst herstellen [22 Beispiele]
Welche Bestandteile gehören dazu?
Wenn du nun so einen Feuerbohrer selbst bauen möchtest, dann benötigst du nur wenige Dinge.
Ich rate dir, einen Feuerbohrer mit Bogenantrieb zu verwenden. Das ist nicht so anstrengend und geht deutlich schneller.
Was du brauchst, ist in der folgenden Liste aufgeführt.
- Spindel: Einen geraden, oben angespitzten und unten abgerundeten Ast mit etwa 20 cm Länge und 2 cm Durchmesser.
- Druckstück: Einen Stein oder einen Holzblock als Gegenstück.
- Bohrbrett: Einen Holzbalken, mind. 20 cm lang, zwei Zentimeter hoch und 4 cm breit. Er sollte eine vorbearbeitete Vertiefung haben, in der die abgerundete Spitze der Spindel läuft.
- Bogen: Einen gebeugten Ast für den Bogen, von Spitze zu Spitze sollten es rund 50 cm sein.
- Schnur: Eine stabile Schnur von rund 80 Zentimeter Länge für den Bogen.
- Leicht entzündliches Material wie Zunder, Stroh oder modriges Holz.
Welche Schnur soll ich für einen Feuerbohrer nutzen?
Je nachdem wie lang dein Feuerbohrer ist, benötigst du auch eine Schnur. Meistens reichen 80 cm aus – schneide lieber eine zu lange Schnur ab als zu kurz.
Ich empfehle dir für den Anfang eine Schnur aus Kunststoff, die 3 bis 4 mm dick ist. Etwas eine Schnur aus Polypropylen, welche fein geflochten ist.
Ich bin mit dieser Schnur von Hornbach sehr zufrieden: Seil Paraloc Mamutec Polyester Ø 3 mm, 20 m.
Falls du schnell bestellen willst, dann nimm die Schnur "Abma Cord 3 mm Paracord aus Nylon", welche ich auch nutze. Die funktioniert genauso gut und ich bin sehr zufrieden.
Doch Schnur ist nicht Schnur und die besten Erfolge habe ich mit einer Lederschnur, einer Wildlederschnur oder Rohhaut. Daher habe ich auch einen ausführlichen Ratgeber dazu geschrieben. Lies hier: Welche Schnur für den Feuerbohrer? - So wählst du die richtige Feuerbohrer-Schnur (Liste)
Schnitze dein erstes Feuerbohrer-Set
Schnitze einfach nach Anleitung dein Bohrbrett, die Spindel und das Druckstück mit meiner Schnitz-Anleitung.
Mit der Feuerbohrer-Bauanleitung bist du auf der sicheren Seite und sie ist besonders für Beginner geeignet. Du kannst die Vorlage kostenlos verwenden.
Gib nur hier unten deine E-Mail-Adresse ein, damit ich weiß, wohin ich es schicken soll.
Welche Holzarten sind zum Feuerbohren perfekt?
Ich sage es kurz und knapp: Es gibt nicht viele Holzarten, die perfekt sind für den Feuerbohrer, um damit anzufangen.
Auch wenn es Leute gibt, die einfach in den Wald gehen und sich schnell ihr Feuerbohrer-Set schnitzen.
Glaub mir, so einfach ist das nicht. Die Leute haben Erfahrung und die setzen sie ein.
Die Holzwahl beim Feuerbohren spielt eine massive Rolle.
50 % deines Erfolges hängt von der richtigen Holzwahl ab.
Ich teste nun schon mehrere Jahre verschiedene Hölzer und eins kann ich sagen:
Kommst du an das falsche Holz, bohrst du und bohrst du, aber es entsteht keine dicke fette Glut. Nur beißender, weißer Qualm.
Als Erstes: Das Holz muss weich, trocken und harzfrei sein.
Als Beginner lass die Finger von Harthölzern, wie Buche oder Eiche.
Feuerbohren: das beste Holz
Meine Empfehlungen für das Holz von Spindel und Bohrbrett für den Feuerbohrer. Priorisiert von oben nach unten.
- Pappel
- Weide
- Linde
- Espe, auch Aspe oder Zitterpappel genannt
- Zeder
Für das Druckstück nimmst du hartes Holz, so hält es länger.
Noch als Hinweis, weil ich schrieb: Harthölzer sind nicht geeignet.
Buchenholz funktioniert auch, aber eben schlechter (du brauchst viel mehr Kraft).
Und mal ganz ehrlich? Willst du effizient Feuermachen oder wie ein Holzwurm im Holz herumbohren und schwitzen wie ein Boxer?
Ich habe zu dem Thema Holzauswahl einen separaten Ratgeber verfasst und ich lege dir dringend ans Herz, diesen zu lesen.
Besonders Einsteiger sollten sich nicht zu viele Steine in den Weg legen.
Fakt ist: Mit dem richtigen Holz kann jeder ein Feuer mit dem Feuerbohrer machen.
Lies jetzt "Welches Holz für den Feuerbohrer? So wählst du das beste Holz für deinen Bogenbohrer aus".
Wie wird das Feuer entfacht?
Es gibt da ein Detail, das ich dir noch nicht verraten habe.
Nämlich die Kerbe im Bohrbrett. Diese sorgt dafür, dass die glühenden Holzstückchen aus der Kuhle rieseln können.
Wenn die Kerbe fehlt, dann wirst du stundenlang reiben, ohne dass mehr als Holzstaub und dünner Qualm entsteht.
Fangen wir nun an.
So geht das Anbohren:
In das Bohrbrett schnitzt du ein Loch vor und in das setzt du deine Spindel. Die Spindel drehst du jetzt unter leichtem Druck ein paar Mal hin und her.
Mache das so lange bis erster Qualm aufsteigt. Stoppe dann.
Schnitze dann eine Kerbe an das Loch, sodass das abgeriebene Material herausfallen kann.
Wenn die Kerbe fehlt, dann wirst du stundenlang reiben, ohne dass mehr als dünner Qualm entsteht.
Hier ein Bild von der Kerbe:
Und dann geht es richtig los mit dem Feuerbohren:
- Lege auf den Boden eine Unterlage, welche das Holzpulver aus der Kerbe auffängt (z. B. flache Birkenrinde). Darauf das Bohrbrett, auf das du dich mit deinem linken Fuß stellst. Dein Fuß sollte nah am Bohrloch stehen. Mit deinem rechten Bein kniest du dich hin.
- Wickle jetzt die Schnur des Bogens ein oder zwei Windungen um die Spindel herum und stelle sie mit der abgerundeten Spitze in das vorgebohrte Loch. Der Bogen muss nach rechts zeigen, die Spindel zum linken Bein (wenn du Rechtshänder bist).
- Als Letztes setze noch das Druckstück auf und ziehe den Bogen hin und her. Anfangs nur langsam, damit du deine Kräfte schonst. Deine Hand mit dem Druckstück fixierst du mit deinem linken Bein und deinem Oberkörper (presse dein Handgelenk gegen das Schienbein des aufgestellten Beines).
- Mit dem Aufsteigen des ersten Rauchs wirst du schneller. Achte darauf, dass ausreichend Abrieb herausrieselt (so viel wie eine Haselnuss).
- Erhöhe dann den Druck auf die Spindel. Der Qualm wird nun stärker. Gib noch mal alles und ziehe den Bogen schnell hin und her.
- Nimm dann die Spindel vorsichtig aus dem Bohrloch heraus und prüfe, ob die abgeriebene Substanz qualmt.
Hier ein Video dazu:
Qualmt das Häufchen, atme kurz durch. Es wird weiter qualmen, wenn du alles richtig gemacht hast.
Jetzt musst du noch die Glut in dein Zundernest transportieren und dieses anblasen.
Blase vorsichtig in das Zundernest, aber auch nicht zu lasch. Wickle die Glut etwas ein, aber auch nicht zu fest.
Den Abrieb verstehen
Es kommt vor, dass du viel Abrieb erzeugst, aber keine Glut. Das ist ärgerlich und frustrierend.
Daher hier ein paar Hinweise, was der Abrieb bedeuten kann. Probleme können oft durch Betrachtung der Farbe und Konsistenz des Abriebs gelöst werden.
Farbe | Konsistenz | Problem |
Hellbraun | Staubig | Zu langsam in der Geschwindigkeit, nicht genug Druck ausgeübt |
Hellbraun | Flauschig | Zu langsam in der Geschwindigkeit |
Dunkelbraun / Schwarz | Flauschig | Perfekt |
Dunkelbraun / Schwarz | kleine Rollen | Schwer zu sagen, manchmal zu schnell und nicht genug Druck ausgeübt |
Dunkelbraun / Schwarz | Knusprig | Zu viel Druck ausgeübt, Geschwindigkeit zu schnell |
Einen großen Fehler, den viele Leute machen, ist viel zu schnell und mit hohem Druck zu arbeiten. Wenn du die Kerbe langsam mit feinem Staub füllst, entsteht ein flauschiger, brennbarer Haufen, der sich wahrscheinlich entzündet, wenn er mit der heißen Spindel in Kontakt kommt.
Betrachte den Staub als dein Zunder. Er muss fein und hoch gestapelt sein, bevor du versuchst, ihn zu entzünden.
Ein wenig mehr Geschwindigkeit und Druck nach unten für die letzten zehn Sekunden ist oft alles, was dann noch nötig ist. Den Rest der Zeit kannst du es ruhig angehen lassen und dich darauf konzentrieren, die Kerbe zu füllen.
Mit zu viel Geschwindigkeit und Druck erhältst du sowohl gröberes Material als auch den unglücklichen Nebeneffekt, dass es verbrennt, bevor es überhaupt in die Kerbe fällt. Das ist mir früher oft passiert. Ich konnte den Abrieb nicht mal mit einem Feuerzeug entzünden.
Tipps für Anfänger
Das Feuerbohren kann am Anfang schwer sein. Daher habe ich ein paar Tipps für dich, damit du etwas entspannter anfangen kannst.
- Druckstück: Nimm anstatt einem Holzstück einen Eierbecher, ein Schnapsglas oder einen Kerzenhalter. Dadurch lässt sich alles leichter drehen und die Hitze entwickelt sich fast nur am Bohrbrett.
- Bogen: Anstatt einem gebogenen Ast, nimmst du eine Säge ohne Sägeblatt.
- Spindel: Findest du kein gerades rundes Holzstück, kauf dir eins im Baumarkt (weiches Holz!). Das sollte ca. 20 cm lang und 2 cm im Durchmesser ist.
- Bohrbrett: Auch hier kannst du auf den Baumarkt zurückgreifen (weiches Holz!).
- Auffangmaterial: Anstatt Birkenrinde nimmst du Alufolie – mit ihr kannst du einen kleinen Behälter bauen.
Zusammenfassung
Nun weißt du alles, was du wissen musst, um mit einem Feuerbohrer umgehen zu können.
Es ist zwar anstrengend, aber wenn das Holz trocken und harzfrei ist, dann sollte es funktionieren.
Übrigens gibt es zahlreiche Alternativen zu der hier vorgestellten Methode.
Manche schwören auf kürzere Bohrer oder wählen einen abweichenden Durchmesser. Wieder andere bauen sich einen Pumpbohrer oder quirlen den Ast mit der Hand.
Egal, wie du das Feuer entzünden magst, Übung macht den Meister.
Ich selbst habe einige Zeit experimentieren müssen, ehe ich den Dreh raus hatte.
Und falls du jetzt die Abkürzung gehen willst, dann schau dir mein Wildimpuls-Programm an. Dort ist ein vollständiger Videokurs zum Feuerbohrer dabei.
Dort zeige ich dir die beste Technik, meine Tricks und Kniffe, sodass jeder mit dem Feuerbohrer ein Feuer entzünden kann.
Und wenn du schon mit dem Feuerbohrer gut umgehen kannst, aber immer noch keine Glut entsteht, dann lies jetzt "Häufige Gründe, warum der Feuerbohrer versagt und welche Lösungsansätze es gibt".
Hast du schon mal einen Feuerbohrer gebaut oder sogar benutzt?
Hat es geklappt? Welche Schwierigkeiten sind bei dir aufgetreten?
Schreib mir jetzt deine Erfahrungen in die Kommentare!
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Autor des Ratgebers
Martin Gebhardt
Hey, ich bin Martin und ich bin Wildnis-Mentor. Auf meinem Blog lernst du die Basics sowie zahlreiche Details zum Outdoor-Leben. Schnapp dir meine 35 einfach umsetzbaren Survival-Hacks, um ab morgen nicht mehr planlos im Wald zu stehen. Lies mehr über mich auf meiner “Über mich”-Seite.
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