11 Fehler, die du als Naturpädagogin schon jahrelang machst – und wie du sie loswirst
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Statt immer alles zu erklären, stell lieber Fragen! Lass die Kinder selbst staunen und forschen – ihr Wissen brauchen sie noch nicht, aber die Neugier ist alles.
- Vergiss starre Pläne und folge der echten Energie der Kinder. Wenn sie etwas Spannendes entdecken, lass dich darauf ein, denn die Natur führt am besten.
- Trau dich, Stille und sogar Langeweile zuzulassen. Das sind keine Lücken, sondern Momente, in denen Kinder verarbeiten, beobachten und super kreativ werden können.
- Sieh jedes Wetter als Chance! Regen ist kein Problem, sondern ein Feature, das einzigartige Naturerlebnisse ermöglicht – zieh dich passend an und hab Spaß!
- Mach dich bewusst mal überflüssig. Gib den Kindern Raum, sich selbst zu entfalten und ihre eigenen kleinen Abenteuer zu erleben, ohne dass du ständig eingreifst.
- Vergiss Instagram-Perfektion und hab keine Angst, auch mal zu sagen: "Keine Ahnung, lass uns das gemeinsam rausfinden!" Das macht dich menschlich und nahbar.
Letzte Woche stand ich mit einer Gruppe im Wald.
Ein Kind entdeckte eine Schnecke. Und bevor ich mich bremsen konnte, hörte ich mich selbst sagen: "Das ist eine Weinbergschnecke. Die gehört zu den Landlungenschnecken und..."
Das Kind hatte längst aufgehört zuzuhören.
Ich hab mich selbst dabei ertappt. Wieder mal.
Und weißt du was? Das passiert mir immer noch. Nach Jahren. Weil diese Fehler so tief sitzen, dass wir sie gar nicht mehr bemerken.
Hier sind 11 davon. Ich hab sie alle gemacht. Manche mache ich immer noch.
Vielleicht erkennst du dich wieder.
1. Du erklärst zu viel
Kaum sieht ein Kind eine Schnecke, rattert bei dir die Biologie-Lektion runter.
Ich versteh das. Du weißt so viel. Du willst es teilen. Es fühlt sich an, als würdest du deinen Job machen.
Aber hier ist die Wahrheit: Kinder brauchen dein Wissen nicht. Sie brauchen Zeit zum Staunen.
Mach stattdessen:
Stell Fragen.
"Warum hat die Schnecke wohl dieses Haus?"
"Was glaubst du, wohin sie kriecht?"
"Wie fühlt sich das wohl an, so ein Haus auf dem Rücken zu tragen?"
Lass das Kind zum Experten werden. Staunen kommt vor Wissen. Immer.
Das ist übrigens das Prinzip hinter dem Coyote Teaching – einer Methode, die ich in meiner Arbeit ständig nutze.

2. Du hältst starr an deinem Plan fest
Die Gruppe entdeckt einen Fuchsbau. Aber dein Programm sagt: Jetzt ist Baum-Bestimmung dran.
Also sagst du: "Das schauen wir uns später an."
Später kommt nie.
Und die Kinder haben gelernt: Ihre Entdeckungen sind weniger wichtig als dein Plan.
Mach stattdessen:
Folge der Energie.
Der Fuchsbau IST dein Programm. Echte Neugier schlägt jeden Ablaufplan. Die Natur führt, du begleitest.
Ich hab mal einen ganzen Artikel darüber geschrieben: Weniger planen, mehr erleben. Falls du tiefer einsteigen willst.

3. Du beantwortest jede Frage sofort
Das Kind fragt: "Was ist das für ein Baum?"
Und aus dir sprudelt: "Eine Eiche."
Zack. Lerngelegenheit verpasst.
Das Kind wollte gar nicht die Antwort. Es wollte entdecken. Und du hast ihm das weggenommen.
Mach stattdessen:
Führe zur Antwort.
"Gute Frage! Wie könnten wir das rausfinden?"
"Schau dir mal die Rinde an. Die Blätter. Was fällt dir auf?"
"Kennst du einen anderen Baum, der ähnliche Blätter hat?"
Das braucht mehr Zeit. Aber es bleibt hängen.
Mehr dazu findest du in meinem Artikel über Coyote Teaching – eine Methode, die alles verändert hat, wie ich mit Kindern draußen arbeite.
4. Du füllst jede Stille
Eine Gruppe Kinder sitzt still im Wald. Niemand sagt was.
Und du denkst: Oh nein, langweilen sie sich? Muss ich etwas machen?
Also sagst du irgendwas. Machst ein Spiel. Füllst die Lücke.
Aber Stille ist kein Problem. Stille ist ein Geschenk.
Mach stattdessen:
Halte die Stille aus. Mindestens 30 Sekunden länger, als es dir angenehm ist.
In der Stille passiert das eigentliche Lernen. Kinder verarbeiten. Beobachten. Spüren.
Und wenn du selbst nicht weißt, wie du mit weniger Programm klarkommst: Hier sind 3 Wald-Ideen, die ohne Vorbereitung funktionieren.
5. Du unterschätzt das Wetter
Es regnet. Also sagst du ab.
Oder du gehst raus, aber mit der Einstellung: "Heute wird's schwierig."
Kinder spüren das. Sie übernehmen deine Energie.
Mach stattdessen:
Regen ist keine Störung. Regen ist ein Feature.
Pfützen, Tropfen auf Blättern, der Geruch von nassem Laub – das sind Erlebnisse, die bei Sonnenschein unmöglich sind.
Zieh dich richtig an. Und dann geh raus mit der Haltung: "Heute wird's besonders."
Falls du mal wirklich nicht weißt, was du bei schlechtem Wetter machen sollst: Diese 17 Aktivitäten retten jeden Waldtag.

6. Du machst dich unentbehrlich
Du bist immer mittendrin. Du moderierst jedes Spiel. Du löst jeden Konflikt. Ohne dich läuft nichts.
Klingt nach guter Pädagogik, oder?
Ist es nicht (immer).
Mach stattdessen:
Mach dich überflüssig.
Gib den Kindern Aufgaben, bei denen du nicht gebraucht wirst. Tritt zurück. Beobachte aus der Ferne.
Die besten Naturerlebnisse passieren, wenn Kinder vergessen, dass du da bist.
7. Du vergleichst dich mit Instagram
Du siehst diese perfekten Waldkindergarten-Bilder. Kinder mit selbstgeschnitzten Stöcken, perfekt arrangierten Naturmandala, Lagerfeuer bei Sonnenuntergang.
Und du denkst: Mein Waldtag sieht nie so aus.
Mach stattdessen:
Vergiss Instagram.
Dein Waldtag muss nicht instagrammable sein. Er muss echt sein.
Matschige Knie. Streit um den besten Stock. Ein Kind, das sich langweilt. Das ist Realität. Und Realität ist besser als jedes gestellte Foto.
Lies auch
Zwischen Instagram-Natur und echter Erdung: Warum die Online-Wildnis dich nicht weiterbringt – Zwischen Social Media und Naturerfahrung: Warum Instagram-Natur nur der Anfang sein kann und wie du von der digitalen Neugier zur Wildnis findest.
8. Du hast Angst vor Langeweile
Ein Kind sitzt da und macht... nichts.
Alarm! Du musst eingreifen!
Nein. Musst du nicht.
Mach stattdessen:
Lass Langeweile zu.
Langeweile ist der Geburtsort von Kreativität. Aus "Mir ist langweilig" wird "Ich hab eine Idee" – wenn du nicht vorher eingreifst.
Das Kind, das "nichts" macht, beobachtet vielleicht gerade eine Ameise. Oder denkt nach. Oder ruht sich aus.
Alles davon ist wertvoll.

9. Du vergisst deine eigene Naturverbindung
Du bist so damit beschäftigt, den Kindern Natur zu vermitteln, dass du selbst gar nicht mehr hinschaust.
Wann hast du zuletzt einen Baum berührt – nicht, um ihn den Kindern zu zeigen, sondern für DICH?
Mach stattdessen:
Bau dir kleine Momente ein. Nur für dich.
Komm 10 Minuten früher. Steh still. Atme. Schau dich um.
Deine eigene Naturverbindung ist das Fundament deiner Arbeit. Wenn sie verkümmert, merken das die Kinder.
Falls du das Gefühl hast, dass dir selbst die Verbindung fehlt: Die Kernroutinen der Wildnispädagogik sind ein guter Startpunkt.

10. Du trennst "Lernen" und "Spielen"
"Jetzt lernen wir was über Bäume. Danach dürft ihr spielen."
Als wäre Spielen keine Lernform. Als wäre Lernen keine Freude.
Mach stattdessen:
Verwisch die Grenzen.
Das Kind, das mit Stöcken kämpft, lernt über Balance und Koordination. Das Kind, das Matschkuchen backt, lernt über Konsistenzen und Kreativität.
Alles ist Lernen. Wenn du es zulässt.
11. Du rennst von Aktivität zu Aktivität
Der Waldtag ist durchgetaktet. 9:15 Begrüßung. 9:30 Spiel. 10:00 Naturerkundung. 10:30 Basteln.
Keine Sekunde Leerlauf.
Und am Ende sind alle erschöpft – aber niemand hat wirklich etwas erlebt.
Mach stattdessen:
Weniger ist mehr.
Eine einzige tiefe Erfahrung schlägt zehn oberflächliche Aktivitäten. Lieber eine Stunde am Bach als fünf verschiedene Stationen.
Ichhabeb das selbst lange falsch gemacht. Bis ich verstanden hab: Schneller, weiter, erschöpft – das führt nirgendwo hin.

Bonus: Der Fehler, den ich am längsten gemacht habe
Ich dachte, ich muss der Experte sein.
Derjenige, der alles weiß. Der jeden Vogel erkennt, jeden Baum benennt, jede Frage beantworten kann.
Heute weiß ich: Meine beste Antwort ist oft "Keine Ahnung. Lass es uns gemeinsam rausfinden."
Das macht mich nicht weniger kompetent. Es macht mich menschlich.
Und Kinder lernen von Menschen. Nicht von Enzyklopädien.
Was jetzt?
Such dir einen Fehler aus dieser Liste.
Nur einen.
Und achte beim nächsten Waldtag bewusst darauf.
Nicht um dich zu kritisieren. Sondern um zu wachsen.
Wir alle machen diese Fehler. Der Unterschied ist, ob wir sie bemerken.
Für Eltern: Wenn du das auchzu Hausee umsetzen willst
Vielleicht liest du das hier und denkst: "Das gilt ja nicht nur für meinen Job. Das gilt auch für mich als Mutter oder Vater."
Stimmt.
Ich hab ein Buch geschrieben, das genau das aufgreift: Abenteuer statt Algorithmus.
Es zeigt dir, wie du deine Kinder schneller vom Bildschirm weg bekommst, als dir lieb ist – mit 37 Mikro-Abenteuern, die sofort Lust auf Draußensein machen.
Du lernst einen einfachen 4-Phasen-Fahrplan kennen, der auf den zeitlosen Methoden der Wildnispädagogik beruht. Damit machst du aus jedem noch so kleinen Ausflug eine unvergessliche Mission – ohne teure Ausrüstung oder Pädagogik-Studium.
Was andere sagen:
"Du hast wirklich eine wunderbare Art, Dinge zu sehen und zu beschreiben – kurz, knackig, bildlich, eindrücklich… und: lösungsorientiert, praktisch, umsetzbar." – Marion
"Wow, dein Buch – soo cool! Danke, tausend Dank! Ich mag deine Art und deine Erzählungen sehr. Du bist so gnadenlos ehrlich und offen." – Désirée
Falls das was für dich ist: Hier findest du mehr Infos.
Und wenn du tiefer einsteigen willst...
Diese Fehler zu erkennen ist der erste Schritt.
Aber wie baust du dir eine Praxis auf, in der du sie nicht mehr machst? Wie entwickelst du deine eigene Naturverbindung weiter – nicht nur für die Kinder, sondern für dich selbst?
Dafür gibt es Wildimpuls.
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52 Wochen. Wöchentliche Missionen. Monatliche Live-Calls. Eine Gemeinschaft, die trägt.
Wenn du dabei sein willst, trag dich auf die Warteliste ein. Du bekommst als Erste alle Infos und sicherst dir deinen Platz.
PS: Welchen dieser Fehler machst du am häufigsten? Schreib mir – ich bin neugierig.
P. S. Du suchst die hochwertigste Outdoor-Ausrüstung? Dann gehts hier zu den Kaufratgebern. Finde hier meine Liste zur eigenen Ausrüstung, die ich regelmäßig nutze.
Autor des Ratgebers
Martin Gebhardt
Hey, ich bin Martin und ich bin Wildnis-Mentor. Auf meinem Blog lernst du die Basics sowie zahlreiche Details zum Outdoor-Leben. Schnapp dir meine 35 einfach umsetzbaren Survival-Hacks, um ab morgen nicht mehr planlos im Wald zu stehen. Lies mehr über mich auf meiner “Über mich”-Seite.
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