Wie du durch das Coyote Teaching Menschen in Begeisterung versetzt
Die Lernmethode des Coyote Teaching wird bei indigenen Völkern seit Tausenden von Jahren erfolgreich ausgeübt und basiert auf Neugierde und Begeisterung.
Von Tanja . Finde mich hier auf Instagram oder auf meiner Website.
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Coyote Teaching ist eine alte, multidimensionale Lehrmethode, die auf Neugierde und Begeisterung basiert.
- Die Methode verwendet natürliche Mentoren und eine ausgeklügelte Fragetechnik, die individuell an den Menschen angepasst ist.
- Es gibt drei Ebenen der Fragen: vertrauensbildende, grenzwertige und über die Grenze hinausgehende Fragen.
- Coyote Teaching bedeutet, auf Augenhöhe zu lernen und den Raum für Neugierde und Begeisterung zu halten.
- Die Methode erfordert Empathie, Fingerspitzengefühl und Kreativität, um die Begeisterung des Anderen zu erhalten.
- Um den Kojoten in dir zu wecken, übe das Stellen von Fragen zu Naturgegenständen und beobachte, wie sich deine Wahrnehmung verändert.
Wie wäre es, wenn du eine Möglichkeit finden würdest, andere Menschen richtig zu begeistern?
Du würdest nicht nur ihre unbändige Neugier wecken, sondern ihnen auch einiges an Wissen vermitteln.
Ihr würdet mit Spaß und Freude lernen und es würde auf geheimnisvolle, fast magische Weise geschehen - ganz unsichtbar.
Es gibt einen Weg, genau dieses, im Umgang mit anderen Menschen jeden Alters zu erreichen.
Heute erzähle ich dir davon, es handelt sich um das Coyote Teaching.
Was ist Coyote Teaching?
Die Lernmethode des Coyote Teaching wird bei indigenen Völkern seit Tausenden von Jahren erfolgreich ausgeübt und basiert auf Neugierde und Begeisterung. Das gelingt ferner mit einer ausgeklügelten Fragetechnik, die individuell an den Menschen angepasst ist. Zum Einsatz kommen natürliche Mentoren, wie Notwendigkeiten, die sich selbst ergeben oder hergestellt werden und die Entdeckerfreude.
Das Coyote Teaching ist eine sehr alte multidimensionale Lehrmethode und demnach über viele Generationen gereift. Über hunderte von Jahren wurde sie von ursprünglichen Kulturen Nordamerikas erfolgreich angewandt und weitergegeben.
Ein einfaches Beispiel:
Wenn ich draußen kochen möchte (Notwendigkeit), muss ich nicht nur Feuerholz sammeln. Ich muss wissen, wie ich geeignetes Zundermaterial finde und wie ich das Feuer nicht nur entfachen, sondern auch aufbauen kann.
Neugierde und Notwendigkeiten bieten also ein Fundament, nach dem man sich ausrichten kann – unsere Vorfahren lernten und die Indigenen lernen so.
Es ist wichtig auf die Fragen der Menschen nicht immer eine Antwort parat zu haben. Stattdessen führst du sie durch gezielte Fragen und Geschichten zur Selbstwirksamkeit, damit sie die Antworten selbst finden können.
Du bist dabei der Mentor, der den Raum hält für die Neugierde und Begeisterung. Sehe dich als den Wächter der Glut, damit das innere Feuer zum Lodern kommen kann.
Jon Young sagt über das Coyote-Mentoring:
"Im besten Fall hilft es dem einzelnen, sein volles Potenzial zu erkennen und daher seiner Gemeinschaft zu dienen. Es besteht aus einem Satz starker Werkzeuge, mit denen man aus Individuen Schritt für Schritt das herauslocken kann, was die Natur bereitgestellt und aufbewahrt hat. Ganz sanft bringt das Mentoring die Menschen an die Grenzen ihres Wissens und ihrer Erfahrungen und geleitet sie in ein neues Territorium"
Muss alles einen Namen haben?
Tiere und Pflanzen beim Namen nennen zu können, ist gut, aber es gibt so viel mehr zu entdecken.
Ich weiß bis heute die Namen mancher Arten nicht oder kann sie mir nicht merken, weil der Name nicht oberste Priorität hat.
Ich erkenne sie aber dennoch, wenn ich sie im Wald entdecke.
Den Namen eines bestimmten Vogels kannte ich sehr lange nicht. Ich wusste aber, dass der kleine Vogel mit dem schwarzen Köpfchen mich an eine Kohlmeise erinnert.
Die Unterseite des Gefieders ist hier aber eher beige statt gelb. Er liebt Nadelwälder, insbesondere Fichten und sein Gesang erinnert mich so hauchzart wie er klingt, irgendwie an eine Luftpumpe. Außerdem liebt er es, die Fellreste anderer Tiere für seinen Nestbau zu nutzen.
Das habe ich entdeckt, als ich meinen Hund im Wald gebürstet habe. Den Namen habe ich erst ganz zum Schluss gelernt.
All diese Dinge hätte ich vielleicht nicht entdeckt, wenn mir jemand auf die Frage hin, welcher Vogel das ist, sofort mit dem Namen geantwortet hätte.
Das Rätsel wäre daraufhin abgeschlossen gewesen, die Spannung wäre verflogen. In der Tat ist es ein wenig wie eine Schatzsuche, wenn du auf die eine Frage eine Antwort gefunden hast, diese aber auch schon die nächsten Fragen aufwirft.
Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit Fragezeichen. Ein Plus an Wissen bedeutet ein Plus an Fragen, und jede von ihnen wird immer wieder von neuen Fragen abgelöst. – Hermann Hesse
Die drei Ebenen der Fragen
Das Coyote Teaching gelingt mit einer ausgeklügelten Fragetechnik, die je nach Wissensstand an den Menschen angepasst ist.
1. Ebene: Vertrauensbildenden Fragen
Insbesondere bei Anfängern solltest du dich in dieser Ebene bewegen.
Hier geht es darum, dass du deine Fragetechnik sowohl in deiner, als auch in der Komfortzone deines Gegenübers bewegst.
Dein Schützling sollte die Fragen sicher beantworten können. Das schafft Vertrauen und weckt Lust weiterzuforschen.
Durch das Erfolgserlebnis stellt sich Entspannung ein und gleichzeitig Mut und Stolz. Die ganze Körperhaltung verändert sich und das ist gut so.
Bitte fange nie mit zu schwierigen Fragen an, die nur dazu führen, dass der Andere sich klein fühlt. Schätzungsweise wirst du bis zu 70 % der Zeit mit deinen Mentees (ein Mentee ist jemand, der von einem Mentor oder einer Mentorin betreut wird), mit Fragen aus dieser Ebene verbringen.
Stell dir vor ihr findet ein paar Eierschalen auf dem Boden.
Die Fragen aus Ebene lauten dann zum Beispiel:
- Wie fühlen sich die Schalen an?
- Welche Farbe haben sie und wie riechen sie?
- Wie schaut es im Inneren aus?
- Wie groß war das Ei im Ganzen?
- Hast du eine Idee was hier passiert sein könnte?
2. Ebene: Grenzwertige Fragen
Wenn du merkst, dass dein Mentee stark genug ist, beginne mit Fragen, die an seinem Wissensrand liegen.
Welche, die leicht an seine Grenzen gehen und ihn nachdenken lassen. Hier geht es aber nicht um "Abfragen" wie in der Schule, sondern um gemeinsames entdecken und erforschen.
Grundintention ist immer, die Neugierde zu wecken und zu halten so lange es geht.
Tatsächlich geht es darum, den Blick zu erweitern. Das ist so viel mehr als reine Wissensvermittlung, denn bewusste Sinneswahrnehmungen und -erfahrungen sind genauso wichtig.
Fällt dir zum Beispiel auf, dass einer deiner Schützlinge zwar den Blick oft am Boden hat, um Spuren zu suchen, aber selten die Nase und den Blick in den Himmel und zu den Baumkronen hebt, stellst du Fragen, um genau diese Grenze sanft auszudehnen.
Um an dieser unsichtbaren Grenze zu zupfen, kannst du auch eine Geschichte erzählen oder andere Informationen preisgeben, welche Lust darauf machen, weitere Entdeckungen und Erfahrungen zu sammeln.
Coyote Teaching ist viel mehr als reines Fragen stellen.
Deine eigene authentische Neugier ist essenziell dafür.
Deshalb musst du deinen eigenen Blick auf die Dinge immer wieder so schärfen, als würdest du sie gerade zum allerersten Mal betrachten.
In Bezug darauf, wird es so sein, dass du deine kindliche Begeisterung wieder findest und am Leben erhältst. So bleibst du mit deinen Mentees immer ein gemeinschaftliches Forscherteam auf Augenhöhe.
3. Ebene: Fragen, die über die Grenze hinaus gehen
Diese Art von Fragen werden den kleinsten Teil deiner Arbeit ausmachen.
Sie können einschüchternd wirken und sollten nur dann gestellt werden, wenn die Zeit dafür reif ist und einiges an Beziehungs- und Vertrauensarbeit geleistet wurde.
Mit dieser Art von Fragen bringst du jemanden dahin, sich Dinge zu fragen, von denen er niemals gedacht hätte, dass man sie wissen kann.
Vielleicht weißt du die Antworten auf diese Fragen auch selbst nicht. Sie führen ihn dahin, nach den Dingen Ausschau zu halten, die nicht offensichtlich sind.
Manchmal finden wir die Antworten auf diese Fragen nie und das ist völlig in Ordnung so. Es geht weniger um die Antworten, als um das Gefühl einem Geheimnis auf der Spur zu sein.
Ein Gefühl von lebendiger Neugierde und einer andauernden Abenteuerreise.
Was hat der Kojote als Tier damit zu tun?
Der Kojote ist in der Nordamerikanischen Mythologie der Trickser. In vielen Legenden haben diese Tiere einen nahen Bezug zur Schöpferkraft.
Er ist ein heimlicher Jäger, der oft nicht bemerkt wird, wenn er sich seiner Beute nähert. Er ist äußerst schlau, aber nimmt sich selbst nicht so ernst und macht gerne Unfug.
Man könnte die Geschichten über den Kojoten mit denen des Fuchses oder des Raben bei uns in Mitteleuropa vergleichen.
In allen Geschichten auf der Welt, gibt es ein Tier, dass die Rolle des Tricksers einnimmt. Mit seinen unkonventionellen Methoden, die auf den ersten Blick sogar lächerlich scheinen, bringt er die Dinge wieder ins Lot.
Den schlauen Trickser haben wir auch schon in unserer Geschichte in menschlicher Gestalt erlebt. Denk mal an Gandhi, der die britische Unterdrückung stürzen wollte, indem er zum Meer marschierte, um Salz zu gewinnen.
Oder, ganz modern, können wir auch an Bill Gates denken. Seine Idee davon, alle Haushalte mit einem Computer auszustatten, wurde belächelt. Und welcher Haushalt ist heute noch ohne Computer?
Alle die Menschen, die neue Wege gehen, scheinen auf den ersten Blick etwas verrückt.
Aber genau sie sind es, die mit ihrer trickreichen Art, ausgefallene Dinge auf eine gute Weise durchsetzen. So wird selbst das scheinbar Unmögliche möglich und zur akzeptierten Norm.
Macht das nicht Mut, Dinge mal auf unkonventionelle Art zu tun?
Was das Coyote Teaching nicht ist
Was mir in meiner Arbeit und auch im Social-Media Bereich immer wieder auffällt ist, dass es wohl zu Missverständnissen kommt, worum es beim Coyote Teaching tatsächlich geht.
Es ist nicht so, dass du eine Fragetechnik auswendig lernst und abspulst.
Es ist auch nicht so, dass Coyote Teaching bedeutet, trocken immer eine Gegenfrage zu stellen, nur um keine Antworten zu geben.
Die drei Ebenen der Fragen sind ein Leitfaden und ein Werkzeug. Sie geben dem Ganzen ein Form.
Dennoch handelt es sich hier um eine komplexe Lehrmethode, die vor allen Dingen eins braucht: Dein Gefühl und dein Empathievermögen.
Was glaubst du, was passiert, wenn du einem Menschen auf jede Frage immer eine Gegenfrage entgegenwirfst? Ohne darauf zu achten, welche Art von Frage er gestellt hat, welchen Wissensstand und welche Verfassung er mitbringt. Dieser Mensch, egal ob Kind oder Erwachsener, wird schon bald entmutigt sein, mit dir weiterzuforschen. Im Falle von Erwachsenen stellt sich auch das Gefühl eines Machtgefälles ein. Eure Begegnung findet nicht mehr auf Augenhöhe statt.
Es passiert also genau das Gegenteil von dem, was wir durch das Coyote Teaching erreichen wollen.
Manchmal braucht jemand wirklich eine Antwort und dann sollten wir auch darauf eingehen.
Es braucht dein Fingerspitzengefühl und deine Kreativität, um die Begeisterung des Anderen zu halten
Erzähle kurze Geschichten und bleib immer bei den Fähigkeiten, die der Mensch auf der anderen Seite gerade mitbringt.
Spüre hinein, ob es gerade doch eine Antwort oder eine Hilfestellung benötigt, wodurch es dann zu weiteren Fragen kommt.
Wir wollen ein Feuer entfachen und dürfen die Glut nicht schon vorher ersticken.
Weder damit, auf alles sofort eine Antwort parat zu haben, noch damit, ohne hinein zu spüren, eine plumpe Gegenfrage zu stellen.
Es ist eben der trickreiche Weg, der nicht sofort offensichtlich ist.
Keine Sorge, das ist eine Gewohnheitssache. Es wird dir nach und nach immer leichter fallen, mit dem Coyote Teaching kreativ zu arbeiten und zu leben.
Auch du hast den Kojoten in dir, er muss nur wach gekitzelt werden. Denk immer daran, dass es etwas ganz Natürliches ist und seit vielen hundert Jahren so praktiziert wird.
Tatsächlich müssen wir uns nur an diesen uralten Wissensschatz zurückerinnern.
Eine kleine Übung um den Kojoten in dir zu finden
Naturverbindung ist Rückverbindung mit deiner eigenen Natur. Wir haben viel länger draußen in Gemeinschaften gelebt, als wir nun in Häusern leben.
Es ist also wie eine innere Software, an die du wieder andocken kannst.
Ein tiefes Wissen, auf Zellebene verankert, steht in Warteposition und ist bereit von dir wieder entdeckt zu werden.
Damit auch du den Kojoten in dir wecken kannst, möchte ich dir heute eine kleine Übung mitgeben, die mir sehr geholfen hat. Du wirst mit ihrer Hilfe die Unschuld deiner kindlichen Neugier wieder entfachen und es kostet dich nur wenige Minuten deiner Zeit.
Du kannst sie alleine machen, mit einem Partner ist sie jedoch viel effektiver.
Geh nach draußen und finde etwas in der Natur, dem du deine Aufmerksamkeit schenken möchtest. Eine Pflanze, ein Tier, eine Frucht, ein Blatt oder ein Stein, was immer dir gerade auffällt.
Stelle nun zwei Minuten lang ununterbrochen Fragen zu dem Gegenstand.
Sprich deine Fragen laut aus, aber gebe keine Antworten.
Jetzt kannst du beobachten, wie dein Verstand dir ständig die unausgesprochenen Antworten präsentieren möchte. Lass das einfach zu und bleib bei den Fragen. Finde welche, die alle deine Sinne miteinbeziehen.
Dein Partner, wenn du einen hast, bleibt still und hört dir gespannt zu, um mit dir alles zu erkunden, was du gerade entdeckst.
Hör nicht auf Fragen zu stellen, bis die zwei Minuten vorbei sind. Vielleicht merkst du jetzt, dass eine gewisse Aufregung sich breit gemacht hat.
Kannst du vielleicht sogar spüren, dass dein Puls leicht angestiegen ist?
Dein Gehirn hat sich innerhalb der zwei Minuten dafür geöffnet, eine neue Welt zu entdecken. Einen anderen Weg, als den gewohnten einzuschlagen.
Du fühlst Lebendigkeit.
Wiederhole diese Übung so oft du magst und kannst.
Kombiniere sie auch gerne mit deiner Sitzplatzroutine und schau, was sich an deiner Wahrnehmung und an deiner Art die Welt zu sehen verändert.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Erforschen und entdecken vieler spannender Fragen.
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