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Werde einheimisch durch Kartieren: Eine Aktivität zum Erkunden und Kennenlernen eines Ortes (+2 Missionen für Kinder)

Mit Kartierungen und Karten bauen, entdecken Kinder ihr Umfeld auf eine intensive Art. Lerne zwei tolle Missionen für dich und Kindergruppen kennen.


Aktualisiert am 22.04.2024 19.164 mal angesehen 100% fanden diesen Ratgeber hilfreich
Werde einheimisch durch Kartieren: Eine Aktivität zum Erkunden und Kennenlernen eines Ortes (+2 Missionen für Kinder)

Martin Gebhardt

Von Martin Gebhardt. Schaue auf meine “Über mich”-Seite und abonniere meinen Newsletter.


👉 Das Wichtigste in Kürze

  • Erkunde deinen Ort, um Selbstvertrauen und Zugehörigkeit zur Natur zu entwickeln.
  • Kartiere besondere Orte mit deinem Kind, um gemeinsam wertvolle Fähigkeiten zu erlernen.
  • Das Kartieren spricht kindliche Vorlieben wie Zeichnen, Bauen und Geschichten erzählen an.
  • Lehre dein Kind die Grundlagen der Himmelsrichtungen und des Kartenlesens.
  • Unternehme Missionen, um gemeinsam mit deinem Kind die Umgebung zu erkunden und Karten zu erstellen.
  • Verbessere die Karten-Fähigkeiten deines Kindes, um seine Wahrnehmung und Selbstvertrauen zu stärken.

Willst du dich auch einheimisch fühlen an deinem Ort?

Willst du wissen, wo bestimmte Pflanzen wachsen, wo du einen Unterschlupf bei Regen findest?

Dann solltest du deinen Ort kennenlernen.

Und wie lernen wir unseren Ort kennen?

Indem wir ihn erkunden.

Eine tiefe Ortskenntnis schafft Selbstvertrauen und Zugehörigkeit und ein Empfinden, dass du dich in der Natur zu Hause fühlst.

Lass mich, dir nun zeigen, wie das funktioniert. Außerdem wirst du zwei Missionen kennenlernen, die Kinder lieben.

Erinnerst du dich, als du als Kind eine Schatzkarte erstellt hast?

Du und einige Freunde hatten vielleicht eine Dose mit besonderen Gegenständen, die ihr gemeinsam versteckt habt.

Nachdem entschieden wurde, wo die Dose versteckt werden sollte, stellte sich die Frage, wie man sie wiederfindet.

Ihr musstet also eine Karte erstellen.

karte von kindern

Was hast du auf deine Karte geschrieben, um dir Hinweise zu geben, wie du deinen Schatz finden kannst?

Vielleicht hast du geschrieben: 12 Schritte nach Norden, bis du zu einer großen Kiefer kommst.

Oder: An der großen Eiche mit den Spechthöhlen links abbiegen und 20 Schritte gehen.

Möglicherweise hast du verschiedene Symbolen auf der Karte erstellt, die du dir ausgedacht hast, um zu zeigen, was sich dort befindet.

Eine Wellenlinie war ein Bach. Ein Haufen Punkte war ein großer Sandhaufen. Eine verbundene Reihe von Kreisen war eine Steinmauer. Ein paar Striche war ein kleiner Wald.

Die Kartierung eines besonderen Ortes mit deinem Kind/deinen Kindern ist eine reizvolle Aktivität, die nicht nur Zeit zum gemeinsamen Erkunden bietet.

Ihr lernt dabei auch wertvolle Fähigkeiten, wie Anweisungen, Kartenlesen, Zählen, Blickrichtung und ein tieferes Verständnisses dieses Ortes.

Wieso das Kartieren Kinder anspricht

Ich kann mich noch ein meine erste Schulklasse erinnern, mit denen ich eine Karte gebaut habe. Es war aufregend, weil ich es vorher noch nie gemacht hatte.

Am Anfang erzählte ich eine Geschichte über Maya, welche 16 Jahre alt war und sich verlaufen hatte. In der Geschichte half ihr nur, dass sie sich orientiert und eine Karte im Wald baut. Die half ihr am Ende dann, einen guten Weg in der Dämmerung einzuschlagen.

Nach der Geschichte kam die Einladung: Wollen wir eine Karte wie Maya bauen? Und prompt hörte ich fast alle Kinder „Ja“ sagen. Welche Erleichterung und wir zogen los in verschiedene Himmelsrichtungen.

Eine Karte zu erstellen, schärft die Wahrnehmung und Achtsamkeit der Menschen

Jeder, der eine Karte anfertigen will, muss überlegen, wo etwas war, wie es aussah und was es war. Wer sich unsicher ist, wird das nächste Mal genauer hinschauen.

Aber nicht nur die Wahrnehmung und die Achtsamkeit wird hier geschult, sondern auch viele kindliche Vorlieben werden angesprochen, wie das:

  • Zeichnen
  • Bauen
  • Geschichten erfinden
  • Namen erfinden
  • Geschichten erzählen
  • Sammeln und Teilen
  • Mitbringen und präsentieren
  • Tagebuch führen
  • einander helfen
  • umherstreifen / Wandering

Die Grundlagen beim Kartieren

„In welcher Richtung geht die Sonne auf?“ Weiß dein Kind das und kann es dir die Richtung nach Osten zeigen? Weißt du es selbst überhaupt?

„Wo ist Norden?“ Wenn dein Kind immer noch gerade nach oben zeigt, ist es an der Zeit, deinem Kind die Himmelsrichtungen beizubringen.

kompass himmelsrichtungen im sand

Ich habe mich am Anfang mit dem Umgang mit Karte und Kompass beschäftigt und gleichzeitig immer wieder versucht, mich ohne einen Kompass zu orientieren.

Sobald ihr die Himmelsrichtungen kennt, ist es Zeit, auf die Karte zu schauen.

Betrachtet optimalerweise mehrere verschiedene Karten zusammen. Je nach Maßstab findest du alle Arten von Informationen, die die Karte bereitstellt.

kompass und karte orientierung

Du kannst dir auch eine Luftaufnahme deines Hauses, einen Stadtplan, eine Straßenkarte oder eine geografische Karte ansehen.

Achte bei der Untersuchung der verschiedenen Karten darauf, welche Arten von Informationen jede Karte bereitstellt.

Einige Fragen, über die du nachdenken solltest, sind:

  • In welcher Richtung ist Norden auf dieser Karte?
  • Kannst du zeigen, wo du dich auf der Karte befindest?
  • Gibt es einen Hinweis darauf, wo Menschen leben? Wo Wildtiere leben?
  • Siehst du Berge, Seen oder Flüsse?
  • Was fällt dir auf dieser Karte am meisten auf?

Ach ja, und das mit der Karte gibt den Kindern ein gutes Gefühl, dass sie dort am Platz heimisch werden, also sich auskennen.

Das ist auch für spätere Spiele gut, wenn sie sich zum Beispiel verstecken sollen oder in der Umgebung eine Mission allein / in der Gruppe durchführen.

Und zu diesen Missionen kommen wir nun.

Mission 1: Geschichte, Gebiet erkunden und Karte bauen

Diese Mission habe ich schon oft mit Schulklassen durchgeführt, die in der Klassenstufe 1 bis 6 waren. Die meisten Kinder haben dabei viel Spaß und du kannst die Mission in kleinen sowie in großen Gruppen durchführen.

wald karte im wald mit kindern bauen 2

Unterschätze nicht die Kaft von Geschichten und erzähle unbedingt eine zu dem Thema.

Du kannst meine übernehmen, aber noch besser wäre, wenn du dir deine eigene Geschichte ausdenkst.

Die Kraft der Geschichten

Ich erzähle die Geschichte von Maya, die mit ihren Eltern vielleicht sogar an dem Platz lebten, an dem du gerade mit den Kinder bist.

Vor langer Zeit, bei unseren Vorfahren, lebte eine Familie hier in Deutschland, vielleicht sogar hier an dem Platz in einem Dorf.

Die Familie hatten eine Tochter Maya und einen Sohn Taro.

Maya war 16 Jahre alt, hatte braunes Haar, war mutig und konnte schnell rennen. Sie kannte sich auch gut mit den Kräutern im Wald aus und wusste ganz genau, welche Tiere im Wald wohnten.

Mayas jüngerer Bruder wurde leider im Herbst krank und ihre Mutter schickte Maya los, um Kräuter zu sammeln.

Bedauerlicherweise waren die Kräuter weit entfernt und Maya wusste, dass sie einmal übernachten musste.

Also ging sie los und folgte der Strecke, die ihr Vater aufgezeichnet hatte.

Sie war nun schon den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatte versucht, die Kräuter zu finden, die ihr Bruder benötigte, um gesund zu werden.

Sie war größtenteils dem Pfad gefolgt, aber jetzt sah es so aus, als ob alles gleich aussah und sie verlor für eine Sekunde die Hoffnung.

Maya wurde klar, dass sie sich im Wald verlaufen hatte.

Sie beschloss, die Himmelsrichtungen anhand der noch schwachen Sonne zu bestimmen.

Dann startete sie als Erstes nach Norden, kam zurück zu ihrem Platz und ging nach Osten. Dann ging sie nach Süden, kam wieder zurück und ging dann nach Westen.

Immer wieder markierte sie Stellen im Wald, um sich nicht erneut zu verlaufen und zurück zu ihrem Platz zu finden.

Um sich die Dinge zu merken, die sie entdeckte, baute sie eine Karte auf der Erde aus Stöcken, Zapfen, Steinen und Blättern.

Nach einer Stunde brauchte sie nur auf ihre Karte schauen und sie wusste, wo Wasser war, wo die größte Eiche stand und wo ein kleiner Berg war.

Die Sonne ging bald unter. Aber sie fühlte sich schon wieder sicherer dank der Karte und beschloss erneut den Berg im Osten aufzusuchen.

Der Himmel nahm jetzt einen violetten Farbton an, während sie auf dem Hügel im Norden stand. Dann sag sie ein Licht, das aussah, als würde es von einem Lagerfeuer kommen.

Maya rannte darauf zu, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihr helfen könnte.

Als sie nah genug herankam, sah sie zwei Gestalten um das Feuer herum sitzen und etwas Essen auf Stöcken kochen.

Einer von ihnen bot Maya einen Platz am Feuer an und gab ihr eine brüheähnliche Suppe mit Pilzen darin.

Und das Gute war, diese beide Reisenden kannten den Pfad und den Weg in Mayas Dorf.

Sie schlief noch dort bei den Reisenden, sammelte am nächsten Morgen die Kräuter und fand schnell wieder nach Hause.

Ihr Bruder wurde bald wieder gesund.

Und jetzt meine Frage an euch (an die Kinder): Traut ihr euch auch zu wie Maya, das Gelände hier zu erkunden und eine solche Karte zu bauen?

30 Minuten Wandering

Danach gehen wir idealerweise in 4er-Gruppen los – in alle Himmelsrichtungen – und erkunden die nächsten 30 Minuten die Umgebung.

Ich versuche, die Kinder zu animieren, Dinge zu sammeln oder bestimmte Plätze zu benennen – wie z. B. ein Baum, der in der Sonne steht, einen Namen zu geben. So etwas wie „Sonnenbaum“, oder „Sonnenlichtung“ oder „Platz der Sonne“.

Meistens lasse ich die Kinder ihren ganz eigenen Weg gehen, auch wenn es nicht die abgemachte Himmelsrichtung ist.

Es geht nicht darum, korrekt und perfekt dabei zu sein, die Kinder sollen selbst bestimmen und Entdecker werden.

Die Karte bauen

Nach den 30 Minuten, die meistens länger dauern, weil so viel entdeckt wurde, treffen wir uns wieder am Camp.

Dort geht sofort die Mission weiter: eine Karte bauen.

„Wer hilft mir Stöcke zu suchen und ein Kreis zu legen? Wer kann die Blätter mal wegfegen? Wer weiß, wo Norden ist?“

Spanne die Kinder idealerweise unmittelbar wieder ein und frage nach Hilfe, damit ihr zusammen den Platz vorbereitet.

Baut dann ein Kreuz und bestimmt die Himmelsrichtungen.

Nun fangen die Gruppen an, ihre Entdeckungen einzubauen. Das kann auch gut 15 bis 30 Minuten dauern.

Fängt keiner an zu bauen, dann mache unbedingt du den ersten Schritt.

Kinder bauen eine Karte
Kinder bauen eine Karte

Und hier eine Bitte an dich: Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Lass die Kinder bauen. Es spielt keine Rolle, ob die Karte fehlerfrei ist und im richtigen Maßstab ist.

Du wirst merken, wir auf einmal Rabauken still werden und kleine Tipis bauen. Wie die Kinder wie Ameisen wuseln und Stöcke und Laub suchen, Bäume bauen aus alten Blättern oder Löcher graben, die einen Fuchsbau darstellen sollen.

Wenn ich am Ende die Karte sehe, die die Kinder gebaut haben, geht mir ein Herz auf.

Wenn alle fertig sind, darf jede Gruppe ihre Entdeckungen nacheinander vorstellen. Plane dazu auch noch mal 15 bis 20 Minuten ein.

Mission 2: Eine Familie, die zusammen kartiert

Geht zusammen in den Wald und versteckt für jeden von euch einen Wertgegenstand. Bleibt dann dort vorerst und entscheidet, wie ihr ihn wiederfinden wollt.

Bringt unbedingt Papier und Stifte mit. Setzt euch zusammen hin und zeichnet den Bereich ein, in dem ihr euch befindet.

kinder mit karte

Ihr könnt gemeinsam entscheiden, welche Symbole ihr nutzt und was die bedeuten.

Ich zeichne etwa grüne Dreiecke für einen Nadelwald, runde grüne Kreise für einen Laubwald. Ein blauer Kreis ist der Teich und der blaue Kreis, aus dem grün herausragt, ist der Sumpf.

Lass die Kreativität von dir und deinem Kind zum Vorschein kommen.

Als Nächstes arbeitet ihr gemeinsam daran, wie ihr wieder an das Ziel kommt. Macht euch Notizen, während ihr zurückgeht und eure Schritte zurückverfolgt.

Frage dein Kind, ob es in Meter oder Schritt zählen möchte. Ideal sind zunächst Schritte zu zählen, ansonsten müsstet ihr wohl abmessen.

Während ihr euch immer mehr vom Schatz entfernt, sucht ihr euch natürlichen Merkmale, die euch beim Orientieren helfen.

Später werdet ihr diese Spots benötigen, damit ihr euch erinnert. Sucht euch Namen dafür aus, wie die Sonnenlichtung, der Einhornbaum, die Biberburg (Holzscheite übereinander gestapelt), das Hirschgeweih (Äste), der Bambuswald (viele kleine dünne Bäume) oder der Ameisenbaum (Ameisenhaufen am Baum).

Kinder lieben das Spiel und können dabei extrem kreativ sein.

Stelle also so sicher, dass dein Kind zum Schatz zurückkehren kann und zeichnet diese markanten Orte in eure Karte.

Dann geht ihr nach Hause und lasst den Schatz versteckt. Stelle sicher, dass er gut versteckt ist und an einem sicheren Ort.

Nach ein paar Wochen ist dann die Zeit gekommen, um die Karte aufzuschlagen und den Schatz zu suchen. Werdet ihr ihn wiederfinden?

Alternativen zur Schatzkarte

Wenn dein Kind mehr am Schreiben als am Zeichnen interessiert ist, ist es auch eine unterhaltsame Möglichkeit, die Schatzsuche durch ein Lied oder eine Geschichte zu skizzieren.

Das haben schon unsere Vorfahren gemacht und wichtige Dinge in Lieder und Geschichten gepackt.

Entscheidet gemeinsam, welche natürlichen Merkmale hervorstechen, und denkt euch dann eine Geschichte oder ein Lied aus, um den Weg zu eurem Schatz zu kartieren.

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Wenn dein Kind die Karten-Fähigkeiten verbessert

Kartenlesen kann ein Gefühl der Sicherheit, Orientierung und Kontrolle vermitteln.

Wenn du das nächste Mal einen Familienausflug machst, sage deinem Kind das Ziel und bitte es, den Linien auf der Karte zu folgen, um herauszufinden, wie es dorthin kommt.

topografische karte beispiel

Lasse dein Kind wissen: „Als Navigator bist du dafür verantwortlich, den bestmöglichen Kurs zu unserem Ziel festzulegen.“ Sieh dann, was dein Kind sich einfallen lässt. Stelle aber sicher, dass es auf dem richtigen Kurs ist – ansonsten greife sanft ein.

Indem du deinem Kind erlaubst, an einer Reise und dem Zielort mitzuwirken, beschäftigst du seine Gedanken. Dein Kind sucht aktiv nach Markierungen, die ihm helfen, zu wissen, wohin und wann es sich wenden muss.

Diese Gedankengänge werden sich massiv auf seine Wahrnehmungsfähigkeiten auswirken. Durch das Üben von Karten-Fähigkeiten entwickeln Kinder die Kompetenz, sich selbst zu vertrauen.

Sie lernen auch, sich in verschiedenen Lebensräumen sicher und wohlzufühlen, sei es beim Überqueren eines Fußwegs, beim Radfahren zum Eisstand oder bei einem Ausflug zu Omas Haus.

Nun habt Spaß, probiert doch so bald wie möglich meine Vorschläge aus.

Dein Martin vgwort

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Martin Gebhardt

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Martin Gebhardt

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