Von Martin Gebhardt. Schaue auf seine “Über mich”-Seite und abonniere seinen Newsletter.
Gut funktionierender Zunder ist in der Wildnis Gold wert.
Heute lernst du, was ein Zunderschwamm ist und wie du ihn als Zunder nutzt.
Aber nicht nur das – ich zeige dir, was der unscheinbare Zunderpilz noch alles kann und wofür er genutzt wird.
Ein Zunderschwamm ist ein Baumpilz, der hauptsächlich an abgestorbenen Birken und Buchen wächst. Er wird auch Zunderpilz genannt. Der Zunderschwamm ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel mit seiner speziellen pilzartigen Schicht im Inneren, die als Zunder genutzt wird. Diese Schicht wird in der Fachsprache “Trama” genannt.
Im Bild siehst du an einer abgestorbenen Birke einen Zunderschwamm.
Oft wird der Zunderschwamm auch Zunderpilz genannt. Es kann also vorkommen, dass das Wort mehrdeutig genutzt wird. Ich meine bei Zunderschwamm und Zunderpilz das Gleiche.
Die Bezeichnung hat der Zunderschwamm, weil er früher oft als Zunder genutzt wurde. Und das Wort Schwamm kommt daher, dass Pilze viel Wasser speichern können.
Der Zunderpilz kann viele Jahre alt werden. 10 Jahre sind keine Seltenheit. Der Durchmesser kann bis zu 30 cm betragen.
Je nach Alter bringt der Zunderschwamm bis zu 15 kg auf die Waage.
In Asien, Nordamerika und Europa ist der Pilz weitverbreitet.
Weiterhin ist der Zunderschwamm nicht giftig, aber ungenießbar. Er hat eine harte und holzige Konsistenz und schmeckt etwas bitter.
Seit mehr als 10.000 Jahren wird der Zunderschwamm verwendet und verarbeitet. Selbst "Ötzi" hatte einen Pilz dabei. Zwar kein Zunderschwamm, aber den ähnlichen Birkenporling.
Der Zunderschwamm ist früher regelmäßig als Feuerstarthilfe genutzt worden. Das ging so weit, dass der Pilz in Deutschland extrem zurückgedrängt wurde. Er musste sogar aus dem osteuropäischen Ausland importiert werden.
Heute wird der Zunderpilz nur noch sporadisch in Deutschland geerntet. Die Fruchtkörper der deutschen Pilze sind oft zu klein und das Mengenverhältnis von Trama zu unbrauchbaren Teilen ist wesentlich höher als in osteuropäischen Gegenden.
Der Zunderschwamm ist ein wichtiger Pilz im Wald.
Durch seinen Holzzersetzungsprozess gelangen die Nährstoffe des Baums wieder in den natürlichen Kreislauf. So entsteht neuer Mutterboden.
Entfernst du nun den Zunderschwamm vom Baum und öffnest ihn, so kommen drei verschiedene Schichten ans Tageslicht.
Im Bild hier siehst du den Aufbau noch im Detail.
Der Zunderschwamm war früher ein vielseitiger Pilz. Ich liste die wichtigsten Anwendungen auf:
Aus dem Zunderschwamm wird auch "veganes Leder” hergestellt (mehr hier), was unheimlich nützlich ist, um die Massen-Tierhaltung zu minimieren.
Heutzutage wird der Zunderschwamm als Heilpilz, Medizinalpilz oder Vitalpilz vertrieben.
Weiterhin wird dem Mycelialkern eine krebsheilende Wirkung nachgesagt, wie auch anderen Baumpilzen, wie dem Chaga (auch "Schiefer Schillerporling" genannt).
Für Bushcraft-Freunde und Survivalisten ist der Zunderschwamm ein hervorragender Lieferant für Zunder.
Die locker-filzige Mittelschicht des Pilzes, also die Trama, ist es, aus der letztlich der Zunder entsteht. Das beste Stück ist das oberhalb des Mycelialkernes, weil es am dicksten ist.
Den Zunder (also die Trama) kannst du leider nicht gleich nutzen. Er muss noch getrocknet werden. Denn wie jeder Zunder, muss Zunder immer sehr trocken sein.
Gehe so vor um an das locker filzige Trama zu gelangen:
Ist der Zunder richtig trocken, fängt er großartig die Funken von deinem Schlageisen oder Feuerstahl auf.
Aber auch für ein Brennglas (Lupe) eignet sich der Zunder hervorragend. Schau dir dazu meine 8 Tipps an, wie du erfolgreich ein Feuer mit der Sonne entzündest.
Den glühenden Zunderschwamm überträgst du dann in dein Zundernest (Heu, Birkenrinde oder sonstige feine Fasern die brennbar sind). Puste dann hinein und lass die Glut dein Zundernest entfachen.
Besorge dir in der Apotheke Nitratsalz und löse 4 Gramm in 100 ml Wasser auf. Setze nun ein paar Tropfen auf den schon getrockneten und fasrigen Zunder und lass in wieder trocknen. Damit wird der Zunder noch zündfreudiger.
Es gibt eine zweite, aufwendigere Methode zur Zunderherstellung. Der Zunder ist damit auch sehr zündfreudig.
Lege von Anfang an die Trama in Pottasche oder reine gesiebte Holzasche drei Wochen lang abgedeckt ein. Übergieße alles beim Einlegen mit heißem Wasser.
Früher wurde auch Urin dafür genommen, aber Urin solltest du heutzutage dafür nicht mehr nehmen. Der ganze Zunder riecht dann unangenehm und du erhältst damit keine besseren Ergebnisse.
Danach wird der halb fertige Zunder noch weiterverarbeitet.
Hol dir dafür Salpeterlösung (Kaliumnitrat, KEINE Salpetersäure) aus der Apotheke.
50 g Salpeterlösung kommen auf 200 g Wasser. In diese Lösung legst du die Trama-Schnipsel einen oder mehrere Tage lang ein.
Danach klopfst du die Schnipsel weich mit einem Hammer. Die Fasern müssen gut erkennbar sein.
Dann noch trocknen und du bist fertig.
Der Zunderschwamm kann genauso wie auch Baumwolle oder Punk Wood verkohlt werden.
Die verkohlten Teile sind dann genauso zündfreudig und du kannst sogar die Porenschicht nutzen. Am besten eignet sich jedoch die Tramaschicht als Zunder. Die Porenschicht ist gut als Hilfsmittel für das Feuerbohren geeignet.
In meinem Video zeige ich, wie es funktioniert.
Der Zunderschwamm ist für mich ein toller Pilz.
Doch leider ist er in Vergessenheit geraten, dabei ist er so vielseitig nutzbar.
Für Bushcraft und Survival gibt er grandiosen Zunder ab.
Halte bei deinem nächsten Waldrundgang doch gleich Ausschau nach dem Zunderschwamm.
Wenn du noch mehr über Zunder und Feuermachen lernen möchtest, dann schau dir auch mein Buch "Die Feuer-Fibel" an.
Mich interessiert brennend, ob du den Zunderschwamm schon mal als Zunder genutzt hast.
Erzähl es mir gleich in den Kommentaren!
Lies auch: Survival Basiswissen: Zunder sammeln und selbst herstellen [18 Beispiele]
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