Was ist Tactical-Bushcraft? Woher kommt der Begriff und welcher Typ bist du?
Was genau ist Tactical Bushcraft? Und was ist der Unterschied zum traditionellen Bushcrafting? Hat taktisches Bushcraft etwas mit dem Militär zu tun?
Von Martin Gebhardt. Schaue auf meine “Über mich”-Seite und abonniere meinen Newsletter.
👉 Das Wichtigste in Kürze
- Tactical Bushcraft kombiniert traditionelle Bushcraft-Fähigkeiten mit militärischen Strategien und Ausrüstung.
- Im Gegensatz zum traditionellen Bushcraft, wo der Schwerpunkt auf dem Leben im Einklang mit der Natur liegt, konzentriert sich Tactical Bushcraft auf das Überleben unter schwierigen Bedingungen und das Erreichen spezifischer Ziele.
- Tactical Bushcraft beinhaltet eine detaillierte Planung und Strukturierung des Aufenthalts in der Wildnis, einschließlich der ständigen Bewertung und Anpassung an die aktuelle Situation.
- Die Ausrüstung spielt eine wichtige Rolle im Tactical Bushcraft, wobei der Schwerpunkt auf multifunktionalen und robusten Werkzeugen und Geräten liegt.
- Tactical Bushcraft hat seinen Ursprung in der Kolonialzeit, als Europäer das traditionelle Wissen über die Natur mit militärischem Wissen und Ausrüstung kombinierten.
- Es ist wichtig zu beachten, dass Tactical Bushcraft und traditionelles Bushcraft nicht als zwei getrennte Lager betrachtet werden sollten, sondern eher als zwei Enden eines Spektrums, auf dem sich jeder Bushcrafter irgendwo befindet.
Was genau bedeutet eigentlich Tactical Bushcraft? Ist dir der Begriff auch schon über den Weg gelaufen?
Tatsächlich gibt es Unterschiede zum traditionellen Bushcrafting.
Das Beste ist: Gleich lernst du, was Tactical Bushcraft ist. Und dann weißt du auch, ob du eher der traditionelle Bushcrafter oder der taktische Bushcrafter bist.
Lass uns sofort loslegen und kurz anschauen, was Bushcraft überhaupt ist.
Erst einmal: Was ist Bushcraft?
Bushcraft ist das gute Leben in der Natur.
Was nicht vorhanden ist, baut man sich mit Mitteln der Natur. Ein Bushcrafter geht gerne und langfristig in die Natur und flüchtet nicht vor ihr, wie beim Kampf ums Überleben (Survival).
Auch sieht ein Bushcrafter die Natur nicht als Bedrohung an, sondern als Mutter Natur, die gut so ist, wie sie ist. Sie gibt ihm das, was er braucht, zum Leben.
Die Natur muss nicht gezähmt oder erobert werden.
Bushcrafter handeln nachhaltig, weil sie in der Natur leben und daher auf Ressourcen achten müssen.
Hinzukommt, dass ein Bushcrafter viel Wert auf Wissen legt und nicht viel auf seine Ausrüstung. Ein Bushcrafter ist nur so gut wie das Wissen, das er in sich trägt und wie demnach auch seine Ausrüstung einsetzen kann.
Klar ist, dass zum Bushcrafting ein ordentliches Bushcraft-Messer gehört. Das ist das wichtigste Werkzeug.
Bushcrafter lernen die Überlebenstechniken indigener Völker. Wichtige Vorbilder sind die Aborigines, Yanomami, Maori, Massai oder die Inuit.
Daher kennt ein Bushcrafter sich mit Flora, Fauna und Handwerk bestens aus. Er weiß zum Beispiel, wie man Feuer entzündet, ein Shelter baut, navigiert, Essen und Wasser beschafft.
Bushcraft ist das, was du in deinem Geist und deinen Muskeln trägst. (Bushcraft is what you carry in your mind and your muscle.)
Ray Mears
Bushcraft ist eine Denkweise.
Der Bushcrafter möchte eine Verbindung mit der Natur eingehen.
Und was ist nun Tactical Bushcraft?
Jetzt steht vor dem Wort "Bushcraft" noch das Wort "Tactical".
Was bedeutet taktisches Handeln?
Das müssen wir als Erstes klären.
Taktisch handeln bedeutet laut Wikipedia die:
Koordinierte Anwendung von Mitteln (wie Ausrüstung, Geräte, Werkzeug) zur Erreichung eines gegebenen/gewollten Ziels unter Bewertung, Einbeziehung und zieldienlicher Verwendung von vorgefundener Lage, vorhandenen Kräften, räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten.
Das heißt, dass Tactical Bushcraft so definiert werden kann:
Beim Tactical Bushcraft planst und strukturierst du deinen Aufenthalt genauer im Gegensatz zum traditionellen Bushcraft. Das bedeutet, dass du deine Situation nach militärischem Vorbild jederzeit neu anpasst. Du bewertest und analysierst die Lage, deine Kräfte, räumliche und zeitlichen Gegebenheiten und nutzt für die Umsetzung deine (militärische) Ausrüstung.
Ein Beispiel: Ein Rucksack ist für einen traditionellen Bushcrafter ein normales Tragesystem. Meistens ist er aus Naturmaterialien wie Leder.
Für einen taktischen Bushcrafter ist der Rucksack ein ganz spezieller Ausrüstungsgegenstand aus synthetischem Material. Er hat viele Taschen, er ist erweiterbar mit weiteren Taschen oder Tragesystemen. Er ist verstellbar und am besten noch in olivgrün oder im Camouflage-Look.
Weitere Beispiele und der Vergleich dazu:
Tactical Bushcraft | Traditionelles Bushcraft |
Unterschlupf aus Tarp, Zelt oder Hängematte | Unterschlupf aus Naturmaterialien oder selbstgenähten Tarp |
Taschenlampe mit Blinkfunktion, strahlend hell | Lampe aus Naturmaterialien, wie Öl oder Fett |
Paracord als Hochleistungsschnur | eigenes Seil aus Naturmaterialien geknüpft |
Messer mit mehreren Funktionen, wie Sägezahnschneide, Feuerstahl, meistens ein Griff aus Kunststoff, Gummi oder Micarta | Normales Messer mit Holzgriff |
Multifunktionskochgeschirr mit Löffel und Gabel | Selbstgeschnitzte Holzschale und Holzlöffel |
Aber Achtung: Nicht jeder, der militärische Kleidung trägt, ist gleich ein Tactical Bushcrafter. In Großbritannien zum Beispiel ist Militärkleidung ganz normal. Der Grund hierfür ist jedoch, dass die Ausrüstung erprobt, massenweise verfügbar und günstig ist.
Nur so nebenbei: Ein Bushcrafter in Großbritannien, der etwas auf sich und britische Traditionen hält, trägt grüne oder erdfarbene Kleidung, Hut und Lederstiefel. Er hat einen langen Bart und heult wie ein Kind, wenn er sich diesen am Lagerfeuer ansengt.
Woher kommt Tactical Bushcraft?
Die indigenen Völker sind bestimmt auch taktisch vorgegangen beim Jagen von Tieren. Dennoch kommt der taktische Ursprung aus der Kolonialzeit der Europäer.
Schon lange war das traditionelle Wissen im Umgang mit der Natur von den Europäern vergessen worden. Nun mussten die Europäer im Kampf gegen die indigenen Völker sich dieses wieder aneignen. Und das alles zum Zweck der Unterwerfung – denn anders hätten sie die Ausbeutung der indigenen Völker nicht durchführen können.
Das traditionelle Wissen der indigenen Völker wurde durchmischt mit dem militärischen Wissen und der militärischen Ausrüstung. Es entstand das soeben beschriebene "Tactical Bushcrafting".
Welcher Typ bist du?
Jetzt überlege dir, welcher Typ du eher bist.
Legst du viel Wert auf das Handwerk, wie die Holz- und Lederverarbeitung? Und auf ein robustes Camp im Wald, aufgebaut aus Naturmaterialien? Deine Kleidung ist eher schlicht und schick (Leder, Leinen, Cord, Baumwolle), jedoch keinesfalls militärisch angehaucht?
Du entzündest ein Feuer mit einem Feuerbohrer und begeisterst dich für die alten Kenntnisse und Fähigkeiten der indigenen Völker und unserer Vorfahren?
Dann gehörst du wahrscheinlich eher dem traditionellen Bushcrafting an.
Bist du eher der Bushcraft-Wanderer, also ohne festes Camp, und dir ist ein perfektes Tragesystem wichtig sowie eine multifunktionale Ausrüstung? Du magst robustes und hochwertiges Werkzeug und besitzt für jede Situation den passenden Ausrüstungsgegenstand?
Deine Kleidung hat oft auch einen militärischen Charakter? Außerdem analysierst und bewertest du deine Lage in der Wildnis stets neu.
Dann gehörst du wohl zur Seite des Tactical Bushcrafting.
Aber nicht so schnell.
Ich möchte hier keine Zwei-Lager-Theorie aufstellen. Denn genauso ist es möglich, dass du beide Komponenten magst. Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß.
Am wichtigsten ist, dass du Spaß an der Sache hast.
Und noch ein Hinweis: Viele Unternehmen wollen dir viel Ausrüstung verkaufen. Und damit auch alle Bushcrafter angesprochen werden, setzen sie vor die Bezeichnung von Messern, Taschenlampen, Äxten, Rucksäcken usw. gerne das Wort "Tactical". Das lässt sich wohl einfach häufiger verkaufen?
Was denkst du dazu? Habe ich den Begriff "Tactical Bushcraft" gut definiert?
Schreib mir deine Meinung in die Kommentare.
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Autor des Ratgebers
Martin Gebhardt
Hey, ich bin Martin und ich bin Wildnis-Mentor. Auf meinem Blog lernst du die Basics sowie zahlreiche Details zum Outdoor-Leben. Schnapp dir meine 35 einfach umsetzbaren Survival-Hacks, um ab morgen nicht mehr planlos im Wald zu stehen. Lies mehr über mich auf meiner “Über mich”-Seite.
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